Gladbeck. Ottmar Schreiner, Bundesvorsitzender der AfA, kam zur ersten Arbeitskonferenz der AfA-Gladbeck-Bottrop in die Lohnhalle Arenberg Fortsetzung.

Es war die erste Arbeitskonfernenz in großem Stile, die die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmer der SPD, die AfA Gladbeck-Bottrop, veranstaltete und ihr Bundesvorsitzender Ottmar Schreiner sprach vielen leid geprüften Genossen aus der Seele. Er gilt als der der schärfste Kritiker der Agenda 2010 in den eigenen Reihen und prangerte auf der Veranstaltung in der Lohnhalle Arenberg-Fortsetzung in Bottrop amerikanische Verhältnisse an, die nun auch in Deutschland herrschten – und erhielt stürmischen Beifall aus den eigenen Reihen.

Zurück zu den eigentlichen, im Kern sozialdemokratischen Themen der SPD wollen die Arbeitnehmer in der Partei, und Ottmar Schreiner definierte in Bottrop, wie sozialdemokratische Politik sein sollte. „Für Sozialdemokraten muss es eine Selbstverständlichkeit sein, für gerechte Löhne zu kämpfen”, donnerte der Bundesvorsitzende der AfA in die Lohnhalle. Doch trotz der SPD-Kanzlerschaft von Gerhard Schröder und mehr als einem Jahrzehnt Regierungsbeteiligung seiner Partei stellte Schreiner fest: „Arm trotz Arbeit ist kein amerikanisches Phänomen”. Immer mehr Beschäftigte hätten Jobs im Niedriglohnsektor. Leiharbeiter und 400-Euro-Kräfte seien in der derzeitigen Wirtschaftskrise die ersten, die ihre Stellen verlieren. Über die Hälfte der unter 30-Jährigen seien in sogenannten prekären Beschäftigungsverhältnissen.

Im konservativ regierten Frankreich gebe es einen Mindestlohn von 8,70 Euro „doch hier gehen Menschen mit weniger als fünf oder vier Euro nach Hause”, klagte Schreiner an, „diese Sauerei muss beendet werden.”

Forderungen nach Lohnverzicht in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise wies der AfA-Vorsitzende scharf zurück. „Das würde die Krise in Deutschland nur weiter verschärfen”, warnte er. Die von Kurzarbeit und Jobverlust bedrohten Arbeitnehmer seien durch die Folgen dieser Krise schon belastet genug.

„Die radikale Ungleichheit der Einkommen ist die zentrale Ursache dieser Krise”, urteilte Schreiner. Große Vermögen einiger Weniger hätten die verheerenden Spekulationsgeschäfte der Finanzhaie erst ermöglicht. In Deutschland etwa teilten sich zehn Prozent der Haushalte gut die Hälfte des gesamten Vermögens, kritisierte er.

Viel Kritik äußerte Schreiner auch am deutschen Bildungssystem. „Das war bei Willy Brandt noch anders.” Heute sei Herkunft entscheidend bei Bildungschancen.

„Wenn wir in den letzten zehn Jahren soziale Markwirtschaft gehabt hätten”, machte der SPD-Politiker Stimmung gegen gegen die Politik Schröders und Merkels, ginge es Arbeitnehmern heute besser. Doch Schreiner machte auch Mut: Steinmeier eröffne mit seinem Deutschlandplan Arbeitnehmern wieder bessere Perspektiven – ein Friend of Gerd wird Hoffnungsträger.