Gladbeck. . 49 Gladbecker mussten unter dem Naziregime sterben, weil ihr Leben als „unwert“ eingestuft wurde. Das Bündnis für Courage erinnert mit einer Ausstellung an ihr Schicksal.
49 Namen stehen auf der Liste. 49 Menschen aus Gladbeck, die nicht in das Weltbild der Nationalsozialisten passten, die vielleicht behindert waren, oder psychisch krank, wurden in den 1940er Jahren im „Dritten Reich“ getötet, in sogenannten Heilanstalten. „Gnadentod“ nannten die Nazis das, die Erlösung von einem Leben, das als „unwert“, als unnütz für die Gesellschaft, eingestuft wurde.
10 072 Menschen getötet
An das Schicksal dieser Menschen, die Opfer der sogenannten Euthanasie wurden, will das Gladbecker Bündnis für Courage erinnern. Am kommenden Mittwoch, 17. April, ist Ausstellungseröffnung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus. „Euthanasie in Hadamar“ lautet der Titel. Eine der insgesamt sechs Euthanasie-Tötungsanstalten des „Dritten Reiches“ stand dort, im hessischen Hadamar bei Limburg, 10 072 Menschen wurden dort getötet. Erstellt hat die Ausstellung der Landeswohlfahrtsverband Hessen, der in Hadamar auch eine Gedenkstätte betreibt.
Ausstellung bis zum 29. April
50 Tafeln werden in der Ausstellung im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Postallee 12, an die Euthanasie in Hadamar erinnern. Eine weitere Tafel soll Gladbecker Schicksale beleuchten.
Die Ausstellung wird am Mittwoch, 17. April, um 18 Uhr eröffnet. Bis Montag, 29. April, ist sie montags bis freitags jeweils von 9 bis 13 und von 15 bis 17 Uhr zu sehen.
„Dort findet eine große Erinnerungsarbeit statt“, sagt Pfarrerin Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup. Eine ähnliche Gedenkkultur wünschen sie und ihre Mitstreiter vom Bündnis für Courage auch in Gladbeck. „Es wäre wunderbar, wenn wir Gedenken schaffen könnten für die Menschen, die das betrifft.“
Namen werden vorgelesen
Die Namen der Opfer werden Jugendliche am Abend der Ausstellungseröffnung vorlesen – abgekürzt, so will es der Landschaftsverband Westfalen-Lippe. „Um die Angehörigen der Opfer zu schonen“, vermutet Roger Kreft. Das Bündnis für Courage wünscht sich einen offenen Umgang, ähnlich wie bei den Menschen, derer mit den Stolpersteinen gedacht wird, die seit 2009 im Stadtgebiet verlegt wurden. Die Bündnis-Mitglieder hoffen darauf, dass Angehörige von Opfern sich offenbaren, sich erinnern wollen und erzählen. Bereits vor zwei Jahren habe es einen Aufruf in Gladbeck gegeben – gemeldet habe sich damals aber niemand, sagt Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup. „Wir haben davon nichts gehört, weil das in den Herkunftsfamilien totgeschwiegen wurde“, vermutet Manfred Samen, „die waren einfach weg und in den Familien vergessen.“ In der Nachbarstadt Bottrop sei man bereits viel weiter in der Aufarbeitung der Schicksale von Euthanasie-Opfern.
Name, Geburtsdatum, Klinik und Todesdatum der 49 Gladbecker sind bekannt. 17 von ihnen sind in Hadamar umgekommen, „gezielt umgebracht“, sagt Samen. Zur Ausstellungseröffnung spricht Professor Bernd Walter, Leiter des LWL-Instituts für regionale Geschichte, der unter anderem zum Umgang des NS-Regimes mit psychisch Kranken geforscht hat.