Gladbeck.

In dieser Woche vor 65 Jahren, genau am 3. April 1948, erschien zum ersten Mal die WAZ. Auch die WAZ Gladbeck war an diesem Tag, einem Samstag, erstmals mit einer halben Seite Lokales – gemeinsam mit Bottrop – für die Leser zur Stelle.

„Schlechte Erfahrung mit Versprechen“, zitierte die Redaktion damals aus einem Interview mit OB Fritz Lange, das in aller Kürze auf der Seite erschienen war und bei dem es um die Lebensmittelverteilung in der Stadt ging.

Die Auflage betrug am ersten Tag und in der ersten Zeit knapp 6000 Exemplare, bedingt auch durch die kontrollierte Papierzuteilung im Nachkriegsdeutschland. Die Zeitung erschien bis September 1949 nur dreimal die Woche, immer mit einer halben bis dreiviertel Seite lokaler Berichterstattung. Am Markt hat die WAZ eine erste Anlaufstelle, erst in der Buchhandlung Neubert, später im Radiogeschäft Wissing. Ab Frühjahr 1949 gibt es eine eigene Geschäftsstelle auf der Westseite des Marktes. Für die Redaktion gab es in einer Ecke einen ersten Tisch mit Stuhl und Schreibmaschine.

Bis dahin hatte die Redaktion keine eigenen Räume, wurde von Bottrop aus „mitgemacht“. Zum eigentlichen Mann der ersten WAZ-Stunde in Gladbeck wurde - nach Kurzeinsätzen zweier Vorgänger – ab September 1949 Harald Neumann, der die Lokalzeitung und die Redaktion in Gladbeck über viele Jahre aufbaute. In seiner Wohnung im Polizeiamt konnte auch die Redaktion vorübergehend unterkommen. Ab November 1949 erschienen die Lokalteile Bottrop und Gladbeck separat, in Gladbeck als „Gladbecker Tageblatt“. Mitte 1950 wurde die Redaktion unabhängig. 1951 wechselte sie, wie Neumann in einer Dokumentation von 1958 schrieb , als er die ersten zehn Jahre der WAZ Revue passieren ließ, in den Zigarrenladen Vennemann an der oberen Hochstraße. Grund: Bei der Polizei war der Redaktion das Telefon entzogen worden.

Anfang der 50er Jahre herrscht große Konkurrenz auf dem Gladbecker Zeitungsmarkt, erinnert sich Erna-Johanna Fiebig, ehemalige Redaktionsleiterin. 1955 war sie zur WAZ gekommen. „Neumann hat mich von der Westfälischen Rundschau abgeworben.“ Neben WAZ und WR gab es die Morgenpost, die Ruhrnachrichten, die Volkszeitung, den neuen Westfälischen Kurier und die Essener Allgemeine – sieben Zeitungen. „Im Café Sie-beck etablierte sich in den 50er Jahren ein Stammtisch der Journalisten“, weiß Erna Fiebig noch genau. „Das war eine spannende Zeit, vor allem die jungen Journalisten hatten das Bedürfnis, nach der NS-Diktatur eine freie Presse aufzubauen.“

Bewegende Zeite in den 50er Jahren in Gladbeck

Die Geschichte der WAZ Gladbeck ist in den Anfangsjahren so spannend wie überhaupt die Wirtschaftswunderjahre der 50er.

Das erste „brauchbare Geschäftsstellen- und Redaktionslokal“, so Neumann, bezieht die WAZ 1952 im Altbau Horster Straße 24, zwei Jahre später zieht es das Team aber zur Goethestraße ins Haus Wegener (heute Goetheplatz). Dort hat man erstmals zwei Räume plus Dunkelkammer und Archiv. Knapp war die Ausstattung: Das gesamte Team hatte eine Schreibmaschine und ein Telefon, anfangs nur als Nebenapparat. Außerdem gab’s ein Fahrrad, später ein Krad. Große Freude kam auf, als eine zweite Schreibmaschine genehmigt wurde. Oft genug, so erzählt auch Erna Fiebig, fuhr man in den 50ern Manuskripte zum Treffpunkt mit einem Kurier oder direkt zum Druckort. 1956 umfasst die Redaktion sechs Kollegen, die Auflage erreicht 10 000 Exemplare.

Im Herbst 1958 zogen Redaktion und Geschäftsstelle in den Neubau Horster Straße 24, wo die WAZ noch heute ist – an dieser Stelle, im Altbau,war man schon einmal gewesen. Damals wurden ein bis zwei Seiten unter der Woche, samstags drei Seiten Lokales produziert.

Harald Neumann blieb Chef bis Anfang der 70er Jahre, dann wechselte er in die größere Redaktion Gelsenkirchen. Ihm folgte für kurze Zeit Wulf Mämpel, der dann nach Essen ging. Für ihn kam mit Heidi Weihrauch, die viel zu früh verstarb, erstmals bei der WAZ eine Frau auf eine Leiterstelle. Ihr folgte für kurze Zeit Georg Häckel an der Spitze der Lokalredaktion, danach Erna-Johanna Fiebig und Eva Arndt. Seit einigen Jahren leitet Maria Lüning-Heyenrath das Redaktionsteam, das seit vergangenen Sommer acht Kollegen umfasst.