Gladbeck. .
Am 27. Oktober 1941 verließ ein Deportations-Zug den Bahnhof in Düsseldorf-Derendorf mit Ziel Lodz/Litzmannstadt: 1003 Menschen waren im Zug, zwei darunter stammten aus Gladbeck - die jüdischen Eheleute Oppenheimer führten von 1909 bis 1933 das Althoff-Kaufhaus an der Hochstraße.
1933 - als die Nazis an die Macht kamen, begann die Leidenszeit der Oppenheimers, die in einer Wohnung im 2. Obergeschoss des Hauses an der Hochstraße 23 gelebt hatten, die zwei Kinder - Walter und Grete - hatten; und die bis zum Jahr 1933 geachtete und respektierte Bürger Gladbecks waren.
Abraham Oppenheimer hatte im Ersten Weltkrieg für Kaiser und Vaterland gekämpft und war mit dem „Feldehrenkreuz“ ausgezeichnet worden; er war Mitglied im Verein für Orts- und Heimatkunde und mit den Worten der heutigen Zeit ausgedrückt: „voll integriert“.
Doch die Hetze der Nazis gegen Menschen jüdischen Glaubens machte diese Existenz zunichte - zunächst lebte die Familie noch von ihren Ersparnissen, dann zogen die Oppenheimers nach Essen; ein Unternehmen, das sie dort mit einem Freund gründeten, wurde in der Pogromnacht von 1938 von wütenden SA-Horden zerstört.
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All das und noch viele weitere Details aus dem facettenreichen Leben der Familie Oppenheimer berichtete Manfred Samen am Montagabend vor rund 50 Zuhörern im Saal des Fritz-Lange-Hauses. Der Gladbecker Lokalhistoriker hat intensiv recherchiert - und bei seinen Ausführungen war ihm in jeder Sekunde anzumerken, dass ihn das Schicksal der Oppenheimers auch persönlich tief berührt hat.
Zunächst kamen die Oppenheimers in eines der „Judenhäuser“, die auch im Ruhrgebiet überall entstanden; dann folgte die Deportation ins Ghetto Lodz/Litzmannstadt. Kenntnisreich schilderte Samen am Montagabend zum Auftakt der Woche der Brüderlichkeit die unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto; und genauso detail- und kenntnisreich beschrieb er den Besuchern schließlich die letzte Lebensstation der Oppenheimers: das Vernichtungslager Kulmhof/Chelmno. Hier wurde das Ehepaar am 14. Mai 1942 durch Giftgas ermordet - den Kindern gelang es, die Nazi-Zeit in Übersee zu überleben.
Gladbeck - Essen - Litzmannstadt/Lodz - Kulmhof/Chelmno - wer dieses Schicksal nachlesen will, kann es im neuen Heft „Gladbeck - Unsere Stadt“ tun, in dem sich ein Samen-Beitrag dazu findet. Mit seinem Vortrag am Montagabend setzte der Historiker einen beachtlichen Schlusspunkt unter seine öffentliche Vortragstätigkeit.