Gladbeck. . Bei der Nacht der Bibliotheken in der Bücherei Gladbeck konnten die Besucher nicht nur bis Mitternacht blättern und schmökern, sondern sich auch köstlich amüsieren und unterhalten lassen, zum Beispiel von den Comedians Abdelkarim und Torsten Sträter.
Ob er ein Lieblingsbuch hat? Abdelkarim zuckt mit den Schultern. Obwohl er an diesem Abend in einer Bücherei auftreten wird, hat er es nicht so mit der Literatur. Oder vielleicht doch? „Moment, ich habe da vorhin ein Buch gesehen, das ich unbedingt haben muss“, sagt der Comedian.
Er zückt sein Handy und zeigt ein Foto. „Der Landarzt und Der Landarzt und seine Familie“ steht auf dem Buch. Autor: Rolf Ulrici. Der Schriftsteller, der vor allem Jugendbücher schrieb mit Titeln wie „Raumschiff Monitor“ oder „Erdschiff Giganto“, hat in diesen Bänden Geschichten der beliebten ZDF-Fernsehserie „Der Landarzt“ veröffentlicht.
Deutscher Heile-Welt-Kitsch für den Komiker aus Bielefeld mit „Migrationsvordergrund“, der die Besucher der Nacht der Bibliotheken in Gladbeck später noch an die Grenzen ihres Humors treiben will. „Ich brauche sowas“, sagt er mit leuchtenden Augen.
Kinder lernen fliegen
Neue Werbeaktion der Bücherei
„Leser werben Leser“ lautet der Name einer neuen Aktion, mit der die Bücherei Gladbeck ihren Kundenstamm erweitern will. Start der Aktion war am Freitagabend bei der langen Nacht der Bibliotheken. Dabei setzt Büchereileiter Uwe von der Weppen voll auf seine Stammleser.
Leserwerbern winken Tickets für Veranstaltungen in der Stadthalle oder Gutscheine für Kaffee und Kuchen im Lesercafé. Die Aktion soll bis zum 30. April laufen, Formulare gibt es in der Bücherei.
Christiane von Heesen und ihre Kollegen von der Bücherei haben ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. Mit Erfolg: 800 Besucher zählen die Mitarbeiter an diesem Abend. Während in der Kinderbücherei kleine Besucher versuchen, nach Anleitung der Geschichtenerzählerin Melanie Goebel zu fliegen (Ohren von innen verschließen und mit den Armen rudern, wie es der Kleiber in der Geschichte Onkel Popoff erklärt), lassen sich die Erwachsenen im Kinosaal von Torsten Sträter mitreißen in die Abgründe des Lebens urbaner Jäger und Sammler. Sträter erzählt im tiefsten Ruhrdeutsch von alltäglichen Abenteuern, von der Sehnsucht nach Fleischwurst, davon, wie er versucht, dem Sohn zu erklären, was eigentlich eine Prostituierte ist (Vater: „Die bringen Männern . . . etwas bei.“ Sohn: „Ach, wie meine Lehrerin?“), und verschweigt auch nicht, wie es dazu kam, dass ein Shetlandpony auf der Rolltreppe eines Kaufhauses landete.
Aber nicht nur die Lesungen und Comedy-Auftritte sind gut besucht. In den Leseecken sitzen junge und alte Leser beisammen, schmökern, blättern, reden. Kinder flitzen durch die Gänge auf der Suche nach Antworten, die sie für ihre Bücherei-Rallye brauchen. Und auch die Erwachsenen rätseln. Beim Quiz geht es um Grimms Märchen. Eine Reise in die Kindheit, zu alten Lieblingsbüchern.