Gladbeck. .

Die Feststellung kommt ohne Zögern, wie aus der Pistole geschossen. „Ja, wir haben hier in Gladbeck eine rechte Szene“, sagt Roger Kreft vom hiesigen Bündnis für Courage. Seine Aussage mag manch’ einen stutzig machen, schließlich sind andere Städte, im Ruhrgebiet beispielsweise Dortmund, bekannte Schauplätze von Nazi-Aufmärschen. Wenn in Gladbeck nicht gerade, wie im vergangenen Jahr, Häuser mit rechtsextremistischen Parolen beschmiert werden oder hetzerische Aufkleber auftauchen, scheint hier die Welt – wenigstens was dieses Thema anbelangt – in Ordnung zu sein.

Trügerische Ruhe

Doch das ist nach Einschätzung von Roger Kreft eine trügerische Ruhe. „Der Rechtsextremismus ist in Gladbeck nicht bemerkbar“, sagt der 57-Jährige. Er selbst weiß von mehr als 50 aktiven Nazis vor Ort – und die agieren eher im Untergrund. Was den Zuspruch der Wähler für Parteien wie NPD und Pro NRW angeht, die im rechten Spektrum anzusiedeln sind, hält Roger Kreft Gladbeck sogar für eine „Hochburg“. Warum das so ist, untersuchen derzeit Courage- und DGB-Mitglieder auf Grundlage der Landtagswahl-Ergebnisse im vergangenen Jahr. Im März oder April soll die abgeschlossene Analyse auf dem Tisch liegen.

„Sie ist eine schwierige Sache“, gibt SPD-Mann Kreft zu, „da wollen sich andere nicht dranwagen.“ Dabei liege das Problem auf der Hand. Kreft, örtlicher DGB-Vorsitzender, greift ein gravierendes Resultat in Gladbeck beispielhaft heraus: „Pro NRW und NPD zusammengenommen liegen knapp an den Grünen dran und höher als die Ergebnisse für die FDP.“

Bei einem scharfen Blick darauf, wie die Bürger in manchen Wahllokalen votiert haben, drängt sich der Eindruck auf: Hier waren Gladbecker eher als in anderen Bezirken bereit, ihr Kreuzchen bei einer rechtsextremen Partei zu machen. Einige Resultate stechen tatsächlich hervor, bejaht Kreft. Doch im gleichen Atemzug sagt er: „Gladbeck ist insgesamt ein Problem.“ Waran das liegt? Geben vor allem Frustwähler „Rechtsaußen-Parteien“ ihre Stimme? Das kann sich Kreft nicht vorstellen: Wenn jemand von etablierten Parteien enttäuscht sei, zerreiße er doch den Wahlzettel . . . Kreft macht eher eine unheilvolle Mischung aus gesellschaftlichen Entwicklungen als Nährboden für Rechtsextremismus aus: mangelnde Bildung, Perspektivlosigkeit, eine auseinanderklaffende Schere zwischen Arm und Reich. Wer in solch’ einer Lage stecke, sei besonders empfänglich für extreme Stammtischparolen.