Gladbeck.

Vielleicht, weil das Haus mit seinem Rundturm-Anbau ein bisschen wie eine Ritterburg wirkt, hat Michael Kraus schon als kleinem Jungen die stattliche Villa In der Dorfheide gefallen. „Da bin ich nämlich regelmäßig mit meinen Großeltern, die am Jovyplatz wohnten vorbei gelaufen, wenn wir zum Stadtwald gegangen sind“, berichtet der Gladbecker. Jetzt wohnt er selber in dem Haus, das 1924 als Wohnstätte für höhere Beamte geplant wurde und seit dem 23. September 2002 als Nr. 55 in der Denkmalliste der Stadt eingetragen ist.

Ein Leben im Denkmal und im wichtigen Zeitzeugen, bezogen auf die erhaltene Bausubstanz. Das Haus habe „in seiner Grundrissstruktur sowie in der Materialwahl und in der Dekorationsvielfalt Zeugniswert für die Architektur der 1920er Jahre“, heißt es in der Begründung des Denkmalamtes. Das straßenbildprägende Gebäude präsentiere in der äußeren Gestaltgebung „eine Fülle von Details, die aus der Formensprache des Reformstils und des Expressionismus abgeleitet wurden“. Ein wirklich schöner Anblick, zu dessen Erhalt Michael Kraus maßgeblich beigetragen hat.

Der heutige Chefarzt der Anästhesie im Gelsenkirchener Bergmannsheil investierte einen stattlichen sechsstelligen Betrag in die Renovierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes, das er 2003 bezog. In der Zeitung habe er gelesen, dass die Stadt das Haus zur Versteigerung anbietet und sich gefreut, als ihm per Ratsentscheid der Zuschlag erteilt worden sei.

Innen mit der Gestaltung frei

Der Gedanke, in einem Denkmal zu leben, verblasse freilich im Wohnalltag sagt Michael

Außen strenge Denkmalvorgaben, innen freie Gestaltungsmöglichkeit wie das moderne Badezimmer widerspiegelt.
Außen strenge Denkmalvorgaben, innen freie Gestaltungsmöglichkeit wie das moderne Badezimmer widerspiegelt. © WAZ

Kraus. Denn die Unterschutzstellung beinhalte zwar, dass Veränderungen am Außenbereich und den Fenstern nicht ohne weiteres möglich seien, „im Inneren sind wir mit unserer Gestaltung aber frei“. Und hier ist es auf harmonische Weise gelungen, altes mit neuem zu kombinieren, sei es das Treppengeländer oder das individuell gestaltete Bad. Der renovierte Altbau mit seinen drei Meter hohen Decken und dem individuellen Äußeren sei kein Haus wie jedes andere und besitze „Einzelstückcharakter“, sagt Kraus nicht ohne Stolz Ein 200-Quadratmeter-Traum, mit privatem Engagement aufpoliert und so auch für die Allgemeinheit dauerhaft erhalten. Eine Maßnahme für die Dr. Kraus 2005 mit dem Stadtbildpreis ausgezeichnet wurde.

Ein echter Hingucker, sicher auch für kleine Gladbecker, die heute mit den Großeltern zum Wald marschieren und vom späteren Leben in der „Burg“ träumen.