Gladbeck. .
Riesen-Zähne graben sich tief ein; zerberstendes Holz knirscht, wie Zahnstocher zersplittern Bretter: Das letzte Stündlein des Toiletten-Häuschens am Festplatz Horster Straße hat geschlagen. „Endlich“, mögen Kritiker erleichtert aufseufzen. Das öffentliche Klosett hatte bei Gladbeckern unwilliges Rumoren ausgelöst – nicht zweckmäßig, zu teuer, im verwahrlosten Zustand schlicht zum Schandfleck verkommen. Der wird nun ausradiert, sprich: abgerissen.
Fläche wird eingeebnet
„Wir bauen weder ein neues Toiletten-Häuschen noch noch irgendetwas anderes dorthin“, sagt Stadtsprecher Peter Breßer-Barnebeck. Man werde die Fläche wohl einfach einebnen.
Dann wird wahrscheinlich nichts mehr an das stille Örtchen erinnern, das immer wieder einen Aufschrei in der Bevölkerung provozierte. Etwas erhaben thronte es am Rande des Festplatzes. Gegen Vandalismus sollten Edelstahltüren das Innere wappnen. Sage und schreibe 288 000 Mark waren dafür hinzublättern – also beileibe kein Klacks. Zumal sich diese Ausgabe nicht auszahlte. Beschmiert, demoliert und letztendlich seit Jahren geschlossen und daher ohne Nutzen – das verursachte so manchem Bürger Bauchgrimmen. Doch das dürfte der gestrige Bagger-Einsatz beruhigen.
Schmuddelwasserfarben ist noch der Grundanstrich der Fassade zwischen unzähligen Graffiti zu erkennen. Stein, Holz, Stahl – allerlei Material ist bereits dem stählernen Maul des Abrissbaggers zum Opfer gefallen, türmt sich im Nieselregen neben dem einstigen Luxus-Lokus. Deutlich erkennbar ragt inmitten des Schutts und Gerümpels eine der teuren Edelstahltüren hervor, die jahrelang dicht blieben.
Das lag auch daran, dass kaum noch Menschen das Bedürfnis verspürten, dieses Klosett aufzusuchen. Veranstaltungen auf dem Festplatz blieben aus oder Gastspielgeber wie ein Zirkus brachten eigene Toiletten mit. Das vor sich hin gammelnde Häuschen zog dafür Zerstörungswütige und zwielichtige Gestalten an.
Unverhüllt ist der Blick frei auf die gefliesten Wände im Innern, auf die ein gelber Kachelstreifen einen Farbtupfer setzt; das einmal ebenso gelobte wie verspottete glänzende Edelstahl-Inventar wirkt deplatziert in seinem zerstörten Umfeld.
Ein Teil der schmalen Fenster im oberen Bereich der beiden mittlerweile freigelegten Raumbereiche ist herausgebrochen. Auf dem Dach ragt ein Rohr in den düsteren Himmel. Und der Abrissbagger frisst sich weiter durch das Büdchen. Das unrühmliche Ende des Prunk-Potts.