Gladbeck. .
Winzige Wellen umspielen ihre Zehen, ihr Körper bewegt sich zielstrebig vorwärts. Mit beiden Händen teilt sie die Wogen, die andere ausgelöst haben. Sie gleitet und schreitet durchs Becken. Wasser ist ihr Element, hier fühlt sich Anette Gröhler wohl. Von kleinauf hatte die 54-Jährige keine Scheu vor dem Nass. Schwimmen, das ist für die Gladbeckerin so selbstverständlich und natürlich wie Gehen. Gelernt hat sie es im Schulunterricht. „Schwimmen muss man einfach können“, sagt die dunkelgelockte Frau mit dem Brustton tiefster Überzeugung, „das ist überlebensnotwendig wie Laufen.“
Wie aus lahmen Enten, die sich nicht oder kaum über Wasser halten können, flotte Flitzer werden, weiß das Energiebündel. Das vermittelt Anette Gröhler, Mitglied beim SV Gladbeck 13, mit sichtlicher Leidenschaft in diversen Kursen für junge Teilnehmer verschiedenen Alters, aktuell 13 Angebote an der Zahl pro Woche. Schon allerkleinste Küken gewöhnt die 54-Jährige spielerisch ans Wasser – seit mehr als 20 Jahren. Für sechs Angebote des Kinderschutzbundes steigt die ehrenamtliche Übungsleiterin derzeit mit Müttern und Vätern samt Steppkes in das kleine Becken im Hallenbad.
Spaß an der Arbeit mit Kindern
Eine dreiviertel Stunde dauert diese Auftakt-Einheit einer neuen Gruppe an diesem Nachmittag. Bis auf zwei Mütter mit ihrem Nachwuchs sind‘s alles neue Gesichter für Anette Gröhler. Im Becken zwischen all den Badeanzug-Trägerinnen tummelt sich sogar ein Vater samt Sohnemann. Und mittendrin die 54-jährige Kursleiterin.
Die Welle muss sie nicht machen, um vorzugeben, wo’s langgeht. Im Becken ist sie der Käpt’n. Sie erklärt den „Sandwich-Griff“, bei dem Eltern die Kleinen am Bauch stützen; verteilt Wasserspielzeug, ermuntert und verpackt Übungen in Spiele. Ihre Augen verengen sich, zarte Lachfalten bilden sich, wenn Anette Gröhler vergnügt erläutert, was nun zu tun ist.
„Wer nicht schweben, gleiten, tauchen kann, kann nicht schwimmen“, lautet ihre Faustregel. Die Grundvoraussetzungen sollen Anna, Felix, Sophie, Ben und wie sie alle heißen, lernen. Kraulen steht ziemlich am Anfang auf dem Programm – weil die kindliche Motorik als eine Basis für die Bewegungsabläufe umgesetzt werden kann. Und schon animiert Gröhler ihre Schar zum Strampeln. Die Erwachsenen lassen ihre Kinder, die sich Klötzchen und überdimensionale Puzzleteile geschnappt haben, durchs Becken gleiten. „Feste strampeln – Füße, Füße!“, gibt eine Mutter Gröhlers Anweisung an das Söhnchen weiter. Der Knirps paddelt mit den Beinen nach Kräften, gluckst vor Lachen – und schaut mal, was die „Konkurrenz“ so anstellt: das zierliche Mädchen mit dem blonden Pagenkopf, auf dessen gerüschtem Badeanzug gedruckte Erdbeeren wimmeln; der Junge mit der marineblauen Buxe, aus der eine Windel hervorblitzt; oder der Dreikäsehoch, der seine Spielzeugbeute treuherzig bei Anette Gröhler abliefert.
Inmitten der Mädchen und Jungen, die um die drei Jahre alt sind, fühlt sich Anette Gröhler wohl wie ein Fisch im Wasser. „Ich mag einfach alle Kinder“, so die Mutter einer 33-jährigen Tochter. Das hätte Anette Gröhler nicht erwähnen müssen – ihre Freude an der Arbeit mit den Mini-Nixen und -Wassermännern ist spürbar. Und diese Liebe zu jungen Leuten war und ist es auch, auf der ihr Engagement fußt. „Ich wurde damals angesprochen: ,Du hast doch Kinder so gerne, willst du für sie nicht Schwimmkurse geben? Da habe ich zugesagt“, erzählt die Gladbeckerin.
Wer von Ehrgeiz gepackt einen Babyschwimmkurs bei Anette Gröhler besucht, wird Schiffbruch erleiden. Der 54-Jährigen ist es eine Herzensangelegenheit, dass ihre Schützlinge vor allem Spaß im Wasser und am Schwimmen haben.