Gladbeck. .

Die Patentante hat’s einst getragen. Deren Cousine ebenso. Desgleichen später Mutter, Tochter und Enkelin. Das Kommunionkleid, das traditionell in der Familie unter den weiblichen Angehörigen weitergegeben und in Ehren gehalten wird. Nach Bedarf wurde das gute Stück Stoff in Schneeweiß und zarter Lochstickerei den figürlichen Anforderungen angeglichen – gepasst hat’s Gott-sei-Dank bislang immer. Und stolz marschier(t)en die Trägerinnen in der Kirche auf.

„Eine solche Familientradition ist nicht verbreitet“, hat Christa Neumann festgestellt. Sie gehört mit neun weiteren Damen – im Alter zwischen Ende 40 bis Anfang 60 – zu einer Gruppe in der Gemeinde St. Johannes, die vor vier Jahren das erste Mal eine Kommunionkleiderbörse aufzog. Seitdem steht diese an einem Termin per anno fest im Kalender der Frauen – bei der nächsten Auflage bereits seit Ende der vergangenen Sommerferien. Und die Nachfrage ist ungebrochen groß.

Das mag daran liegen, dass das Geld in manchen Haushalten nicht so locker sitzt. Oder am Selbstbewusstsein moderner Mädchen und Jungen, die nicht im Stöffchen stecken möchten, das einst schon Verwandte kleidete. Die Kinder haben ihren eigenen Kopf, wenn’s um Anzüge oder Kleider geht. „Da sind schon Tränen geflossen, weil die Eltern etwas anderes haben wollten als ihre Kinder“, plaudert Erika Malina. Jungen seien da schwieriger als Mädchen, so die Erfahrung von Christa Urbanietz. Kriterien für die modebewusste junge Dame: Kleid- oder Röckchen dürfen nicht kurz sein, und Weiß ist ein Muss.

Der eigene Geschmack zählt beim Nachwuchs; manche Eltern schauen auf den Geldbeutel und fragen sich: Warum viele Euros ausgeben für eine Ausstattung, die nur ein einziges Mal aus dem Kleiderschrank genommen wird? Dann doch lieber das Outfit – mit sämtlichen Accessoires wie Krawatte, Schuhe, Haarschmuck und Täschchen – günstig gebraucht erstehen und nach dem großen Auftritt gegen Bares weitergeben.

Rundum-Sorglos-Paket

Christiane Alfs: „Im vergangenen Jahr waren es mehr als 40 Familien, die bei uns etwas verkauften.“ Die Anbieter geben ihre Ausstattung ab und den Preis vor. Für vier Euro Bearbeitungsgebühr liefert die Organisationsgruppe ein Rundum-Sorglos-Paket. Im Service inbegriffen: anonyme Auszeichnung und Sortieren der Ware, Anprobe, Beratung und Verpflegung in der Wartezeit. Denn es werden Nummern an die Besucher vergeben, damit der Betrieb geordnet abläuft. Immerhin rücken viele Interessierte mit Kind und Kegel – sprich: samt Omas, Tanten, Geschwistern – an. Längst nicht nur aus Gladbeck. Frisur- und Stylingtipps gefällig? Auch damit können die Frauen dienen, die ehrenamtlich im Einsatz sind. Vieles findet Abnehmer. Manches ist einfach aus der Mode, wie die Lodenjacke, die Martina Miersch anbieten könnte.

Den Erlös spendet die Gruppe für einen guten Zweck. Karin Kmiec sagt: „Es soll im Zusammenhang mit Kinder stehen.“ Im vergangenen Jahr ging die dreistellige Summe an die „Aktion Teddybär“.