Europa hat im letzten Jahr bei den Europäern nicht gerade gepunktet. Und die „EU bleibt auch 2013 eine Baustelle“, kündigt Jutta Haug, seit 18 Jahren Abgeordnete und Expertin für Europa in der hiesigen Region an. Auf ihren Wunschzettel für 2013 schreibt die SPD-Abgeordnete daher: „Wir müssen es schaffen, einen Finanzrahmen hinzukriegen.“

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Wie war 2012 für Sie als Abgeordnete? Schadet die Eurokrise dem europäischen Gedanken?

Es war ein schwieriges Jahr, wir haben die Finanzkrise noch nicht überwunden und mit zunehmender Dauer entwickeln sich in den Mitgliedsstaaten zunehmend nationale Sichtweisen. Auch in Deutschland. Alles, was den Politikern nicht passt, wird auf Europa geschoben. Und wenn etwas gut ist, heften sich das die Bundespolitiker ans Revers, etwa Verbesserungen beim Verbraucherschutz wie die Verlängerung der Garantieleistung auf zwei Jahre. Aber auch die Medien berichten eher über die Probleme in Europa als über das, was gut daran ist. Das rückt in den Hintergrund.

Was ist denn gut?

Beispielsweise, dass wir seit Jahrzehnten Frieden haben, der Friedensnobelpreis würdigt das ja. Die europäischen Völker haben den Preis gewonnen, weil sie aus einem Kontinent des Krieges einen Kontinent des Friedens gemacht haben, in dem Menschenrechte geachtet werden und ein Rechtsraum entstanden ist.

Statt dessen heißt es oft, Europa sei teuer und jetzt müssten wir auch noch für Griechenland zahlen. Das Gegenteil ist aber der Fall. Deutschland hatte in 2012 einen Zinsgewinn von 735 Millionen Euro, indem wir den Griechen, die sich kein Geld leihen können, wie andere Staaten auch Geld geliehen haben. Dafür zahlt Griechenland ja. Wir bürgen zwar auch, aber soweit ist es ja noch nicht gekommen.

Sie sind in Sachen Europa viel in der Region unterwegs, reden oft auch in Schulen. Ist die Jugend Europas europafreundlicher als die ältere Generation?

Für die jungen Menschen sind ein friedliches Europa und die Reisefreiheit eine Selbstverständlichkeit. Wenn ich sie darüber hinaus für den Gedanken begeistern will, kann ich nicht mit dem Friedensthema kommen. Meine Mission ist es daher, sie über Europa aufzuklären. Denn je mehr man weiß, umso weniger anfällig ist man für Dinge, die im Gegensatz zum europäischen Gedanken stehen, wie beispielsweise der Rechtsradikalismus.

Dennoch gibt es auch eine Hinwendung zum Lokalpatriotismus, viele Gladbecker jubeln über das GLA-Kennzeichen. Steht das nicht im Gegensatz?

Nein, das ist kein Gegensatz. Man lebt in Europa, hat aber zur Heimat eine emotionale Beziehung, das Kennzeichen bedient dieses positive Gefühl.

Was wünschen Sie sich für 2013 von den Europäern?

Von den Deutschen, dass wir offener werden und über den Tellerrand gucken. Von den Italienern wünsche ich mir eine vernünftige Regierung, von den Griechen, dass sie die korrupten Kräfte ihrer Regierung zum Deubel jagen und so viel Druck ausüben, dass sich die Politik von sich aus verändert.