Gladbeck.
. 100 Jahre alt wurde das Stellwerk „Abzweig Zweckel“, das vor allem wegen seiner langjährigen Blumenpracht bekannt ist und über die Stadtgrenzen hinaus von sich Reden machte.Doch kaum einer ahnt, dass in dem kleinen Haus an der Haydnstraße immer noch die gleiche Technik zum Einsatz kommt wie zu Zeiten, als das Stellwerk seine Arbeit aufnahm.
Nach wie vor verrichtet hier Signal- und Stellwerktechnik mit Baujahr 1911 ihre Dienste: alles arbeitet mechanisch, nichts vollautomatisch oder gar digital oder per Computer überwacht. Längst bescheinigte das Westfälische Amt für Denkmalspflege, dass ein mechanisches Stellwerk in dieser technischen Vollständigkeit wohl kaum noch häufig anzutreffen sei und fraglos Seltenheitswert habe, schreibt Gladbeck-Kenner und Autor Josef Wolters in einem Aufsatz über das kleine Häuschen. Das Stellwerk steht seit 2001 auf der Denkmalliste der Stadt.
Die Technik des Stellwerks besteht aus einer Hebelbank der Bauart Scheidt & Bachmann. Sie hat fünf blaue Weichenhebel und vier rote Signalhebel. Alle werden mit einem Doppeldrahtzug betätigt. Hinzu kommt ein Streckenblockkasten der Firma Siemens mit Farbscheibenüberwachung und elektrischen Streckentastensperren. Mittels Handkurbel kann das Stellwerk die Streckenblockade oder die Streckenfreigabe regeln, erläutert Wolters. Der Streckenblockkasten arbeitet übrigens unabhängig vom Stromnetz. Damals wie heute werden auch per Hand vom Fahrdienstleiter die Schranken am Fußgängerüberweg Söllerstraße betätigt. Außerdem gibt es im Stellwerk ein Gerätewandbrett mit drei per Hand zu bedienenden Weichenschlössern zur Sicherung von defekten Weichen. Wolters: „Ein Musterbeispiel früher Ingenieurkunst auf dem Gebiet Signaltechnik.“
Während im Obergeschoss des zweigeschossigen Hauses, laut Wolters offenbar eine Fachwerkskonstruktion, der eigentliche, per Außentreppe zu erreichende Stellwerksraum untergebracht ist, findet man im Erdgeschoss die Spannwerksvorrichtungen: Gewichte sorgen dafür, dass die zu den Weichen führenden Drahtseile stets unter der gleichen Spannung bleiben.
In zwei Schichten wird Dienst getan im Stellwerk, das für die Strecken Richtung an der Gabelung südlich von Zweckel in Richtung Bahnhof Ost und Bahnhof West sowie nach Dorsten zuständig ist. Noch immer fahren pro Stunde mehrere Züge hier entlang.
Das Weichenstellen und Schrankenkurbeln ist übrigens harte Arbeit, erfordert viel Kraft und ist nichts für schwache Personen. Doch die Technik, so heißt, funktioniere immer noch einwandfrei.
Das taggenaue Jubiläum des Stellwerks Zweckel liegt übrigens im Dunkeln. Bekannt ist, dass die Stellwerkstechnik aus dem Jahr 1911 und in diesem Jahr auch das Stellwerk an der Haydnstraße seinen Dienst aufnahm. Die SPD Zweckel erinnert vor genau einem Jahr an das fast vergessene Jubiläum und startete einen Malwettbewerb, der Anfang des Monats mit der Präsentation der Sieger im Seniorenbüro Zweckel endete. Die Ausstellung läuft noch bis Ende März.