Gladbeck.

Ein schneller Dreh am Hahn und schon sprudelt kühles Nass in hervorragender Qualität in jedem Haus. Dass das vor 100 Jahren nicht selbstverständlich war, spiegelt die Geschichte der Wasserversorgung in unserer Region wieder. Die Regie darüber führt bis heute die Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW), die mit Gladbecker Beteiligung am 28. Dezember 1912 gegründet wurde.

Das belegt ein Dokument im Stadtarchiv von der Sitzung der Amts- und Gemeindeverwaltung Gladbeck unter dem damaligen Gemeindevorsteher Hahne am 26. April 1912. Konkret ging es um den Ankauf des Thyssenschen Wasserwerkes und die Vereinigung der Wasserwerke Thyssen & Cie., Stadt Mühlheim und Oberhausen, sowie um die Gründung einer Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft unter Beteiligung der Kommunalen Verbände.

Versorgungsrecht erworben

1871 wohnte im Ruhrgebiet rund eine Million Menschen, durch weitere Zechen und

Stolze Pioniere 1925 an der ersten Quelle in Dorsten-Holsterhausen, über die auch Gladbeck seit 1927 mit Wasser versorgt wird.
Stolze Pioniere 1925 an der ersten Quelle in Dorsten-Holsterhausen, über die auch Gladbeck seit 1927 mit Wasser versorgt wird. © RWW

industriellen Aufschwung waren es 1913 bereits über zweieinhalb Millionen. Thyssen hatte Grubenfelder in Gladbecker und Bueraner Umfeld erworben und weitete so die Wasserversorgung mit Leitungen von Mühlheim aus. In Gladbeck, Polsum und Altendorf-Ulfkotte erwarb Thyssen später zudem das Versorgungsrecht für die Gemeinde.

Da in der immer stärker besiedelten Region mehrere Wasserversorger aktiv waren, lagen an Überschneidungsgebieten in zahlreichen Straßen teils bis zu drei Rohrleitungen verschiedener Unternehmen unwirtschaftlich nebeneinander. Um für Zukunftsaufgaben

Wasserwerk Dorsten-Holsterhausen im Jahr 1959 mit ehemaligem Kraftwerk.
Wasserwerk Dorsten-Holsterhausen im Jahr 1959 mit ehemaligem Kraftwerk. © RWW

besser gewappnet zu sein, verfestigten sich ab dem Sommer 1910 die Überlegungen, neue Unternehmensstrukturen aufzustellen.

Das Ergebnis war der Verbund unter der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft. In der bereits erwähnten Sitzung des Gemeinderates beschlossen 13 anwesende Mitglieder, falls der Landkreis Recklinghausen beitritt, werde sich auch die Gemeinde Gladbeck beteiligen und „einen Anteil in Höhe von 100 000 Mark am Geschäftskapital übernehmen“.

Eine gute Investition, wie sich schon ein Jahr später herausstellte, in dem am 28. Mai 1914 die Gesellschafterversammlung festlegte, dass Gladbeck eine Ausschüttung von 3 125 Mark erhielt.

Zunächst erfolgte die Wasserversorgung ausschließlich über die Ruhr, was sich Mitte der 1920er Jahre änderte, als die RWW ein Wasserwerk in Dorsten-Holsterhausen errichtete und nach der erfolgreichen Durchführung von 60 Probebohrungen bis in 200 Meter Tiefe im Jahr 1927 die Trinkwasserförderung aufnahm.

Heute werden über das RWW-Wasserwerk Holsterhausen etwa 350 000 Menschen im westlichen Ruhrgebiet mit Wasser versorgt, darunter alle Gladbecker Einwohner.