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Nach 27 Jahren fand am Sonntag zum letzten Mal der Nikolausjazz im Ratssaal des Rathauses statt. Die WAZ sprach über das Aus der traditionsreichen Veranstaltung mit dem Jazzclub-Vorsitzenden Wolfgang Röken.

Herr Röken, gab’s ein paar Tränen zum Abschied?

Wolfgang Röken: Es war auch beim letzten Mal eine sehr schöne Atmosphäre. Wir hatten ja auch mit der Oakcity Jazzband eine Superband da, die haben immer eine Schote drauf, was sich aufs Publikum überträgt, das richtig mitgegangen ist. Mit Zugaben haben sie am Ende über dreieinhalb Stunden gespielt. Und zum Schluss war einem auch ein wenig wehmütig ums Herz.

Was aber nicht doch noch zu einem Umdenken führt?

Nein. Es gibt keine Alternative zum Einstellen der Veranstaltung. Zwei Gründe sind maßgeblich: Das ursprüngliche Konzept mit der Kunstschmiede, zusammen das Rathaus zu füllen, ist vom Tisch, nachdem in Folge verschärfter Brandschutzbestimmungen die Künstler ins Neue Rathaus umziehen mussten. Das zweite ist finanzielle Situation des Jazzclubs, der es sich nicht mehr leisten kann, eine Veranstaltung ohne Eintritt wie den Nikolausjazz durchzuführen. Letztlich waren auch die Besucherzahlen leicht zurückgegangen, etwas verschärft hatte sich das sogar noch nach der Verlagerung des Adventsmarktes der Kunstschmiede.

Nun ist das schon die zweite Traditionsveranstaltung des Jazzclubs, die eingestellt wird. Wie soll es weitergehen?

Zunächst einmal: Wir sind einigermaßen stolz, für 27 Jahre Nikolausjazz insgesamt über 50 000 € aufgebracht zu haben und rund 25 000 Besucher und Gäste unterhalten zu haben. Eine Fortführung des Nikolausjazz wäre nur vorstellbar, wenn ein Sponsor bei der Finanzierung einspringt. Das sind alles Veranstaltungen, die mächtig ins Geld gehen, da sind jeweils schnell mehrere tausend Euro Defizite drin. Der Jazzclub muss und will sich künftig konzentrieren auf die Jazz-Frühschoppen in der Stadthalle, die auf jeden Fall weitergehen. Sie werden auch 2013 monatlich mit Ausnahme der Ferien stattfinden. Bei freiem Eintritt für Mitglieder, Gäste zahlen.

Auch die JazziG-Veranstaltung, der Jazzival-Ersatz, kommt nicht wieder: Was ist los mit dem Jazz?

Die Zeit der Festivals schein im Moment vorbei zu sein, die Leute haben ein verändertes Freizeitverhalten. Außerdem hat es der Jazz als Nischenstilrichtung derzeit in der Tat nicht einfach. Vom Gladbecker Publikum allein können unsere Veranstaltungen nicht leben. Viele Gäste kommen regelmäßig aus den Nachbarstädten und dem ganzen Revier. Im übrigen halten wir an den beiden Gospelkonzerten fest, wie jetzt wieder nächsten Sonntag.

Daten und Fakten zum Jazzclub Gladbeck

Der Jazzclub Gladbeck wurde im März 1985 gegründet – besser gesagt: wieder gegründet. Denn den ersten Jazzclub in der Stadt gab es schon Anfang der 60er Jahre. Aufgelöst wurde er so richtig nicht, er schlief mehr und mehr in den 70er Jahren ein.

Vorsitzender des Clubs ist seit der Wiedergründung Wolfgang Röken. Derzeit gibt es 200 Mitglieder. Der Jahresbeitrag beträgt 40 €. Zu den Mitgliedern zählen nicht nur Gladbecker: Mehr als ein Drittel kommt aus Bottrop, vorwiegend Kirchhellen, viele aus Dorsten.