Gladbeck.
Bernd im Winkel ist Landwirt aus Leidenschaft. Der Rentforter, seit 2009 Chef auf dem Hof an der Voßbrinkstraße, führt einen modernen milchproduzierenden Betrieb. Produktivität, Technik und Qualitätsanforderungen haben längst die bäuerliche Hofromantik überlagert. „Ein Hof ist ein Betrieb.“
150 Milchkühe hat er im Stall, in den nächsten zwei, drei Jahren werden es 200 sein – Produktionsausweitung ist angesagt. Stall und Melkstand hat er schon vergrößert und 120 000 € investiert. „Er“ ist aber eigentlich falsch, denn Investor ist die „Voßbrink Milchvieh GbR“,die im Winkel vor Jahren mit seinem Kollegen Hermann Hagedorn aus Sterkrade gründete. Beide Bauern taten sich zusammen, führen beide Höfe und das Milchgeschäft unter einer Gesellschaft.
Zweimal täglich steht die Kernarbeit an, das Melken: um 5 und um 17 Uhr, zweieinviertel Stunden dauert das. Gemolken werden 120 der 150 Kühe, „die anderen stehen trocken, erholen sich und warten auf die nächste Kalbung.“ Einmal im Jahr kommt ein Kalb. Etwa 160 Stück solchen Jungviehs hält die GbR am Standort in Sterkrade. Ist das Rind zwei Jahre alt, kalbt es erstmals – und liefert erste Milch.
Im Schnitt kommt eine Kuh am Tag auf 32 Liter, im Jahr 9600 Liter. Im Winkel: „Das ist aber nur bei optimaler Haltung möglich.“ Wie mit dem Boxenlaufstall an der Voßbrinkstraße: Dort können sich die Tiere frei bewegen, selbst wählen zwischen Schlaf-/Ruheboxen und Futterstellen. „Wichtig sind viel Licht und Luft.“ Sommertags können die Kühe allein nach draußen.
Wichtig, so im Winkel, ist auch das Futter, das genau zusammengestellt ist aus eigenem Anbau – nachweisbar nicht gen-manipuliert. „Die Kühe sind wie Hochleistungssportler, das Futter muss energiereich sein.“ Alles wird computerüberwacht und -gesteuert, auch die medizinische Betreuung und die laufende Milchkontrolle. „Nichts wird dem Zufall überlassen, sämtliche Daten werden gesichert, alles ist transparent, letztlich für den Verbraucher.“ Am Tag landen ca. 3800 l Milch in den Tanks, alle zwei Tage holt die Molkerei sie ab – und zahlt z.Zt. 31 Cent pro Liter.
Der 39-Jährige hat neben der Stallarbeit auch viel auf dem Feld zu tun. „Wir brauchen am Tag 8 t Futter, schaffen das autark.“ Noch – denn Ackerflächen schrumpfen. Ein ha Maisanbau bringt 45 t, was nach sechs Tagen verfüttert ist. 80 ha seines Hofes und 85 ha des Sterkrader Kollegen werden beackert: Vorwiegend mit Mais und Gras, aber auch Gerste, Weizen und Triticale. „Das Getreide wird gemahlen und beigemischt.“ Nur Raps von rd. 6 ha Fläche wird verkauft – an Ölmühlen. 95 % der Feldfrüchte sind aber für die Selbstverwertung.
Einer der ältesten Höfe Gladbecks
Der Hof im Winkel an der Voßbrinkstraße (einst Hachmann) ist einer von nur noch vier Bauernhöfen in der Stadt, die als Vollerwerbsbetriebe geführt werden. Dazu kommen elf Höfe, die Nebenerwerbsbetriebe sind.
Im Winkel/Hachmann ist einer der Traditionshöfe in Gladbeck. Die Familienchronik reicht bis 1576 zurück, die Ursprünge liegen sogar im 13. Jahrhundert. 1972 heiratete Altbauer Theo im Winkel auf den Hof Hachmann ein und führte die Höfe Hachmann und im Winkel zusammen. Und zwar an der Voßbrinkstraße, da dieser Hof größer und traditionsreicher war.
Der alte Hof im Winkel liegt nahe der Kirchhellener Straße unweit von Hof Brabeck. Er entstand erst 1956. Im Winkel kamen aus Scholven: Sie waren dort planungsverdrängt wegen des Kraftwerkbaus.