Gladbeck.
Immer mehr hochbetagte Menschen, denen immer weniger junge Menschen auch zur Versorgung im Altern gegenüber stehen. „Ich glaube, dass wir eindeutig auf einen Pflegenotstand hinsteuern. Denn es wird zunehmend schwieriger, alte Leute adäquat zu begleiten“, sagt Rainer Knubben, Vorstand des Caritasverbandes Gladbeck.
Eine Befürchtung, die eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung untermauert, wonach die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 50 Prozent zunehmen wird. „In vielen Landkreisen kommt es zu erheblichen Versorgungsproblemen, wenn heute nichts geschieht“, meint Prof. Heinz Rothgang vom Zentrum für Sozialpolitik der Uni Bremen, einer der Autoren der Studie.
Um den Bedarf zu decken müssten im Kreis Recklinghausen, im Vergleich zu heute, laut Studie jährlich 60 Kräfte in der ambulanten, und 140 Kräfte für die stationäre Pflege zusätzlich eingestellt werden. Macht in Summe 3 600 Pflegerinnen und Pfleger bis 2030, um die prognostizierte Lücke zu schließen. Hinzu kommt weiteres Personal für die Versorgung, wie beispielsweise Küchen-Kräfte.
Die Entscheidungsträger dürften trotz düsterer Prognosen den Kopf nicht in den Stand setzen, sagten die „Bertelsmänner“, sondern müssten die Zeit bis 2030 nutzen, „um den Pflegenotstand in der eigenen Region zu begegnen“.
Attraktiv aufstellen
Die Bevölkerungsentwicklung sei ja nicht erst mit dieser Studie, sondern lange bekannt,
Politik gefragt, Pflegestufen zu überdenken
Der politisch angestoßene und wieder eingefrorene Prozess unter Ministerin Ulla Schmidt, die drei bestehenden Pflegestufen in fünf Stufen neu einzugliedern, müsse fortgesetzt werden, sagt Kerstin Schönlau.
Die Personalschlüssel in den Einrichtungen der Altenpflege seien zudem anzupassen, da es beispielsweise heute mehr hochbetagte, demente Menschen in der stationären Betreuung gebe, im Vergleich zu früher.
kontert Kerstin Schönlau, Prokuristin im Diakonischen Werk Gladbeck. Auch, dass die Anzahl junger Menschen sinke, die für eine Ausbildung zur Verfügung stünden. Um im Ringen um Azubis mit Handwerk und Industrie konkurrieren zu können, „müssen sich die Pflege-Unternehmen attraktiv aufstellen, um Mitarbeiter zu gewinnen und im Betrieb zu halten“. Das Diakonische Werk habe aus diesem Grund beispielsweise das Lifetime-Projekt ins Leben gerufen. „Dabei gehen wir aktiv in Schulen, um den Beruf der Altenpflegerin oder des Altenpflegers vorzustellen und bieten Praktika von drei, sechs oder einem Jahr Länge an, um in die Berufspraxis hineinzuschnuppern“.
Um Fachkräfte auf dem dünner werdenden Markt in den eigenen Reihen zu halten sei es zudem wichtig, ein Gefühl der Wertschätzung zu vermitteln. „Das fängt bei der Glückwunschkarte zum Geburtstag an, setzt sich in regelmäßigen Mitarbeitergesprächen fort und beinhaltet auch, dass wir versuchen, Fortbildungen nach Wunsch zu ermöglichen“.