Gladbeck.

Alleinerziehende, berufstätige Mütter und Väter oder das Doppelverdiener-Paar mit Nachwuchs: viele Eltern in Gladbeck suchen händeringend einen Betreuungsplatz für ihr Kleinkind. Nur, davon wird es für unter Dreijährige zum Stichtag 1. August 2013 trotz Ausbauprogramm nicht genügend geben. Statt vorgegebener Mindestquote von 35 Prozent werden derzeit nur 27 Prozent (inkl. Tagesmütter) erreicht. Als Anreiz, statt KiTa lieber das Kind daheim zu beaufsichtigen, hat das Bundeskabinett jetzt das Betreuungsgeld (siehe Infobox) beschlossen.

„Ich glaube nicht, dass 150 Euro als Anreiz für eine alleinerziehenden Mutter ausreichen, um ihren Job aufzugeben und das Kind selbst zu betreuen. Auch, wenn sie nur als 400 Euro-Kraft tätig ist“, sagt Susanne Kruska. Die Leiterin des Ev. Kindergartens Löwenzahn in Brauck-Süd (20 U3-Plätze) sieht das Betreuungsgeld kritisch.

Damit steht die Pädagogin nicht alleine da. „Auch ich fände es sinnvoller, wenn die für das Betreuungsgeld veranschlagten Mittel den Städten zur Verfügung gestellt würden,

Leistung des Staates bei Vollzeit-Erziehung

Das Betreuungsgeld wird als Geldleistung des Staates an Mütter und Väter ausgezahlt, die auf ihren Rechtsanspruch auf einen KiTa-Platz verzichten, und die sich in den ersten Jahren nach der Geburt zu Hause in Vollzeit der Erziehung ihres Kindes widmen.

Ab 1. August 2013 soll es möglich sein, monatlich zunächst 100 Euro Betreuungsgeld für Kinder von ein bis drei Jahren Alter zu erhalten. Im August 2014 soll der Betrag auf 150 Euro steigen.

Eine aktuelle Ergänzungsregel sieht vor, dass das Betreuungsgeld auch zur Altersvorsorge und zum Bildungssparen verwendet werden kann. Dann will der Staat 15 Euro monatlichen Zusatzbonus zahlen.

Eine Einführung des Betreuungsgeldes wird den Staat nach Schätzungen 1,2 Milliarden Euro kosten, wenn es für rund 900 000 Kinder gezahlt werden muss.

Über den Gesetzentwurf soll der Bundestag am Freitag in namentlicher Abstimmung entscheiden. Zugleich wird über das Ergänzungsgesetz beraten.

um den Ausbau weiterer U3-Plätze voranzutreiben“, meint Barbara Richterich. Ihre AWO-KiTa an der Marienstraße wird zurzeit ausgebaut, ab 1. Februar 2013 sollen hier 28 U3-Plätze zur Verfügung stehen. Eine Verbesserung, die aber noch nicht den Bedarf deckt. Davon ist auch Sabine Soria-Montero weit entfernt, die im Städtischen Kindergarten an der Voßstraße derzeit zehn U3-Plätze anbieten kann und darauf hofft, von der Warteliste in die konkretere Ausbauplanung der Stadt zu rutschen. „Gerade die Nachfrage für die Unterbringung der Kleinsten wird immer größer“, sagt sie. Beispielsweise von Alleinerziehenden, „die ihr Kind nicht aus Bequemlichkeit unterbringen wollen, sondern, weil sie Angst um ihren Job und Existenznöte haben“.

Ute Benning (SKF Kindergarten „Arche“) sieht im Betreuungsgeld einen finanziellen Anreiz der die Gefahr biete, „dass Kinder zu Hause bleiben, die besser eine Einrichtung besuchen sollten, um gefördert zu werden.“ Auch sie hofft auf einen Zuschlag im städtischen Ausbauplan, damit ihre sieben auf 20 U3-Plätze ausgeweitet werden.

Unterm Strich, so Barbara Rich-terich, bleibe der traurige Eindruck, „dass das Betreuungsgeld ein politisches Mittel ist, um den Frieden in der Koalition auf Kosten der Familien zu erkaufen“.