Der Marktplatz. Das ist eigentlich ein unverfänglicher Begriff. Werfen Sie das Stichwort aber ‘mal in eine Gesprächsrunde von BiG-Mitgliedern, und für Diskussionsstoff ist garantiert gesorgt. Für die BiG (Bürger in Gladbeck) ist der Platz in der Mitte der Stadt nicht nur ein politischer Dauerbrenner, sondern sozusagen die Existenzgrundlage des Vereins. Ernsthaft: Ohne den Platz würde es die BiG gar nicht geben. Die 1988 darauf errichtete Markthalle, der Kampf dagegen und für die Wiederherstellung des historischen Platzes im Herzen der Stadt waren 1994 der Anlass für die Gründung des politischen Vereins. Seitdem mischt die BiG als Ratsfraktion (von 2004 bis 2009 auch als Kooperationspartner der SPD) in der Stadtpolitik mit.

„Aber eigentlich bin ich kein Politiker“, bekennt Dieter Plantenberg (65). Der Fraktionsvorsitzende war einer der Mitgründer der BiG, sitzt seit 1999 im Rat der Stadt und managt das BiG-Büro am Oberhof. Das Büro selbst ist, wie der Verein, ein wenig in die Jahre gekommen. Der blaue Teppichboden wurde von vielen Bürgerschuhen arg in Anspruch genommen, die Wände könnten vermutlich unzählige Geschichten von Sorgen und Nöten der kleinen Leute erzählen. „Wir müssen renovieren“, sagt Plantenberg.

Ein bisschen ist die Zeit für die BiG wohl stehen geblieben. Im Büro hinter dem Sitzungsraum zeigt der Kalender unverdrossen das Jahr 2009. Ein fast symbolisches Datum: Das war das Jahr, als die BiG bei der Kommunalwahl eins von drei Mandaten verlor und feststellte, dass sie Konkurrenz bekommen hatte. Als Sprachrohr für die Bürger verstehen sich längst auch andere Initiativen und Parteieen. Die Hartz-IV-Initiative, aber auch die Linke nahm dem Bürgerverein Stimmen weg. Bürgervereinen in anderen Städten geht es übrigens ähnlich, sie haben ebenfalls mehr Konkurrenz bekommen.

Verändert haben sich über die Jahre aber auch die Inhalte der Bürgerarbeit. „Wir beraten mehr, als dass wir in der Politik etwas bewegen“, beschreibt Plantenberg die Arbeit, zugleich aber auch den Anspruch des Vereins: „Wir wollen ja Vertreter für die Bürger sein. Egal, mit welchen Anliegen sie kommen.“ Wenn das Fragen zu Hartz IV oder zur Rente sind, dann kümmert sich die BiG und klärt „auf kleinem Dienstweg“ vieles, was auf politischem Weg lange dauern könnte. „Das macht zufrieden“, so Plantenberg. „Leider vergessen die Leute dann, uns auch zu wählen.“

Bei aller Veränderung bleibt der Marktplatz aber Herzensangelegenheit der BiG: Seit 2004 kämpft der Verein fürs Parken dort, sammelt nun Unterschriften für ein Bürgerbegehren.

Udo Flach sitzt virtuell mit am Tisch

Wenn die BiG-Fraktion (Bürger in Gladbeck) in ihrem Büro tagt, sitzt Udo Flach wie eh und je mit am Tisch. Neuerdings allerdings nur virtuell, also per Internet, denn der langjährige stellvertretende Fraktionsvorsitzende packte Ende September seine Koffer und zog nach Polen um. Gemeinsam mit Ehefrau Wioletta, so dass der BiG ein weiteres Mitglied verloren ging und ein sachkundiger Bürger für einen Ausschuss fehlt. „Das ist aber normal, zum Ende der Legislaturperiode hin ist immer etwas Schwund“, nimmt Fraktionschef Plantenberg diese Tatsache gelassen hin. Ein Nachfolger im Rat für Udo Flach ist schon ausgeguckt, der Name wird noch nicht genannt.

Nachwuchssorgen plagen die BiG wie viele andere Vereine dieser Art auch. Zwar gibt es laut Dieter Plantenberg rund 50 Mitglieder, aber nur wenige Aktive. „Und wir müssen uns verjüngen“, weiß der Mitgründer.