Gladbeck. .
Will man in diesen düsteren Zeiten kommunaler Finanznot über anspruchsvolle Kunst und Kultur diskutieren, ist ein Thema unvermeidbar: Der schnöde Mammon, er kommt ebenso unweigerlich zur Sprache wie die unselige Frage, ob eine Stadt denn wirklich ein Museum, eine Stadtbücherei oder eine Kunstgalerie braucht. Was wiederum zu der Frage führt, was denn wohl wäre, wenn es das alles nicht gäbe . . .
Das können und wollen sich die engagierten Streiter für die Kultur, die einen Abend lang in der Neuen Galerie über deren Stellenwert in der Region und ihren Wert für die Bürger und das Gemeinwohl diskutierten, gar nicht erst vorstellen. „Kultur ist doch kein Sahnehäubchen, es ist essentiel“, sagt Cornelius Völker, freischaffender Künstler. Wer diesen Wert in Frage stelle, setze die falschen Prioritäten.
Nichts liegt Dr. Thomas Wilk, Beigeordneter der Stadt und in der Funktion auch Kulturdezernent, ferner als das. „Es lohnt sich, niveauvolle Angebote zu erhalten“, ist er überzeugt. Auch in der aktuellen Spardiskussion müsse man aufpassen, was man anrichte, wenn hier Mittel gekürzt würden. Und er verhehlt dabei nicht, dass die Situation des Gladbecker Museums keine einfache ist.
Harte finanzielle Fakten gegen weiche Standortfaktoren – lohnt sich der Einsatz, wie ihn Gerd Weggel und seine Mitstreiter seit Jahren für die Neue Galerie zeigen, überhaupt? Wird ein solch anspruchsvollen Kulturangebot an der Peripherie, im Schatten von Folkwang und Ruhrmuseum, wahr genommen und kann es überhaupt zum positiven Image der Stadt beitragen? Jens Dirksen, Kulturchef der WAZ, gibt zu, dass die Medien reflexhaft die strahlenden Leuchttürme in den Zentren eher sehen als die kleineren Lichter in den Städten ringsum, „aber eigentlich ist das ganze Ruhrgebiet geballte Peripherie, es gibt keine Zentren mit Schwerpunkten“, findet der Journalist. Die Kleinen müssen dennoch wohl lauter trommeln, um gehört, bzw. gesehen zu werden. Dabei ist groß und laut nicht immer ein Garant für Güte, übt Dirksen Kritik an spektakulären Kunstausstellungen. Sie locken viel Masse, bieten aber nicht immer die nötige Klasse.
Stichwort Qualität. Das allein ist und bleibt das (Über)Lebenselixier für die Kultur, ist die Runde sich einig. Zur Pflege dieser qualitativ hochwertigen Angebote, die wenig mit Multi-Kulti-Folklore zu tun haben, brauche es aber Mut bei Bürgern und Politikern, ist Gerd Weggel, Vorstand des Fördervereins Neue Galerie, überzeugt. Mehr Mut wäre da manchmal wünschenswert.
Mehr Selbstbewusstsein, auch das stünde der Kulturszene und den Kulturschaffenden im Revier gut zu Gesicht, sieht Dr. Barbara Könches von der Kunststiftung NRW Nachholbedarf. Dass der Ruhri an sich sich eher entschuldigend zu seiner Region bekennt, ist bekannt. „Obwohl es das Ruhrgebiet ist, gibt es hier ganz schöne Ecken“, zitiert Weggel die oft gehörte Aussage.
Klischees kleben hartnäckig. Dabei muss man nur einen bekannten Künstler wie Cornelius Völker fragen, warum er in Gladbeck ausstellt, um Anderes zu hören. „Weil die Neue Galerie doch schon einen bundesweiten Ruf hat.“