Gladbeck..
Champagner Renette, Purpurroter Cousinot, Perle von Angeln oder Gloria Mundi – diese verheißungsvollen Namen klingen köstlich, märchenhaft.
Da wundert’s doch niemanden, dass die böse Stiefmutter Schneewittchen einen vergifteten Apfel gereicht hat, und nicht etwa eine manipulierte, schnöde Stachelbeere oder Pflaume. Und wer weiß, vielleicht legte Wilhelm Tell seine Armbrust ja auf einen Geflammten Kardinal an, der auf dem Kopf seines Sohnes platziert war. Unvorstellbar, dass statt des Apfels etwa eine Quitte oder eine Birne das Ziel sein sollte... Nicht nur in Märchen und anderen literarischen Werken spielt des Deutschen liebstes Obst eine wichtige Rolle, man blicke nur nach Gladbeck: Wochenlanges Spektakel ist dem Apfel mit dem Appeltatenfest gewidmet.
Offensichtlich nehmen viele Verbraucher hierzulande die Weisheit „an apple a day keeps the doctor away“ (zu deutsch: „Ein Apfel pro Tag hält den Doktor fern“) beim Wort: Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 18 Kilogramm im Jahr hält er unangefochten den Spitzenplatz auf der Beliebtheitsskala, in 85 von 100 Haushalten gehört er zum Standardprodukt.
Jede Sorte hat ihre Vorzüge
Dabei läuft Kennern schon beim Namen mancher Sorten das Wasser im Munde zusammen. Christine Pottbäcker vom gleichnamigen Fachgeschäft, das ausschließlich Äpfel vom Niederrhein führt, bevorzugt die Sorten Rubinette und Elstar. Sie weiß: „Das sind die Klassiker, vor allem bei der älteren Generation.“ Ihre Kollegin Vanessa Kathmann greift nur zu deutschen Produkten – am liebsten zum Boskop oder auch Elstar. Zu letzterem erklärt Christine Pottbäcker: „Sogar für einige Apfelallergiker ist diese alte Sorte aufgrund des niedrigen Allergengehalts genießbar.“ Er eigne sich auch prima zum Kochen und Backen, weil er relativ sauer ist. „Der Schöne aus Boskoop“, wie sein ursprünglicher Name lautete, wurde 1856 in den Niederlanden entdeckt. Bereits seit 1863 schätzen die Menschen diesen Vertreter, die Exemplare sind häufig sehr groß.
Eine weitere alte Sorte kann Christine Pottbäcker ihren Kunden derzeit bieten: James Grieve, ein mittelgroßer Tafelapfel. Mal ist er etwas rotwangiger, mal überwiegt eine grünliche Färbung. Kenner schätzen seinen saftigen und erfrischend säuerlichen Geschmack. Süßlich-saures Aroma zeichnet hingegen den Delbor aus. Er liegt ebenfalls gut im Rennen um die Gunst der Verbraucher. Delbor meistens kurz als Delba oder Delbar bezeichnet, ist eine französische Sorte. Sie entstand aus einer Kreuzung von Stark Jon Grimes und Golden Delicious und ist seit 1982 verbreitet.
Markthändler Ralf Siegburg kennt die Apfel-Vorlieben seiner Kunden: „Jona Gold, der süß ist, und Elstar werden viel verlangt.“
Kein Tag ohne Elstar
Heike Minakowski von „Obst Malter“ hat ebenfalls ihren Liebling gefunden: „Jazz“ heißt der knackige Vertreter. Die Händlerin nennt den süßlichen Gala und Boskop als die unverwüstlichen Nummer-Eins-Anwärter bei der Kundschaft. So unterschiedlich die Geschmäcker sind, in einem sind sich die Händler einig: Jeder Apfel-Fan hat seine Sorte, der er treu bleibt. Das bestätigt Marktbummlerin Edeltraud Diehl: „Mein Mann isst jeden Tag einen Apfel, und zwar einen Elstar. Ich versuche schon ‘mal, ihm etwas anderes unterzujubeln, aber das funktioniert nicht.“