Gladbeck. Der Mann ist zu beneiden: Er hat sein Hobby, seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Martin Volmer, der schon immer ein Glas Roten dem kühlen Blonden vorzog, hat sich 2009 als Weinhändler selbstständig gemacht. Jetzt wagt er den nächsten,ganz wichtigen Schritt: Er wechselt mit seinem Laden in die City.
Die Anfänge seines Weinhandels waren eher bescheiden, zunächst von Zuhause aus, später mit einem Ladenlokal am Rande der City und mit eingeschränkten Öffnungszeiten, bis vor drei Jahren auch nebenher zum alten Beruf. Jetzt zieht es den 45-Jährigen zum Marktplatz. Kommende Woche eröffnet er im alten Ladenlokal von Adis Sportstube eine neue Lokalität, größer, mit verbreitertem Sortiment und mit regulären Öffnungszeiten. „Mal gucken, wie das läuft“, gibt sich der gebürtige Essener gewohnt zurückhaltend.
Volmer und der Wein – das ist eine Geschichte von Zufall und Chance, Mut und Wagnis. Es begann mit einem leckeren Roten, den seine Schwägerin Monique, eine gebürtige Südafrikanerin, aus der Heimat mitbrachte. „Der Shiraz, der war so klasse, dass wir spontan überlegten, uns ein paar Kartons schicken zu lassen.“ Doch die Fracht aus Südafrika, die war für eine solche Menge – „am Ende kamen wir, als wir überall im Freundes- und Familienkreis rumgefragt hatten, auf 30 Kartons“ – noch viel zu hoch. Dann trat Peter Schneider, der frühere Chef des „La Botte“ in Kirchhellen auf den Plan, den die beiden kannten, und bestellte für sein Restaurant einige Kartons. Bei Martin Volmer und Monique Berger fiel der Groschen: Sie klapperten weitere Restaurants ab, priesen den Wein an, machten Verkostungen und brachten Bestellungen mit. „Das war richtiges Klinkenputzen, aber das Volumen wuchs.“
Und die Idee des Weinhandels war geboren – Berger & Volmer. Erneute Bestellungen folgten, erste weitere Weine kamen hinzu. Schließlich bildete sich Martin Volmer, der eigentlich Banker und zuletzt Journalist war, weiter: „Es ist ja nicht verkehrt zu wissen, was man da genau verkauft.“ Er besuchte Weinseminare, sogar die Deutsche Wein- und Sommelier-Schule. Bei der IHK legte er später eine Prüfung zum „vine expert gold“ ab. Über 1000 Weine lernte er inzwischen kennen, in Weinanbau und Weinherstellung gewann er Einblicke, viele Weingüter besichtigte er.
„Meine zwei Kinder und meine Frau stöhnen stets, wenn ich im Urlaub die nächste Kellerei ansteuere.“ Er fachsimpelt mit dem Weinbauer, probiert, nimmt auch neue Leckereien mit – wie vor drei Wochen beim Südtirol-Urlaub. „Unsere Urlaube sind immer voller Wein.“ Volmer will es genau, möglichst umfassend wissen. „Es gibt viele Quereinsteiger, nur ein paar sind vom Fach“, setzt er auf Qualität.
So kamen im Laufe der Zeit ganz neue Weine, weitere Weingüter hinzu, kennengelernt auf Weinmessen. Verkauft wurde, wie zu Anfang, an Restaurants und Privatleute. 2006 mieteten seine Schwägerin und er gemeinsam ihr erstes Geschäftslokal an der Hermannstraße an, das nur an bestimmten Tagen und stundenweise geöffnet war. Doch Berger & Volmer zeigtens ich kreativ, boten Verkostungen an, Schnupper- und Kochabende bis hin zu Gesellschaften.
2009 merkte Volmer, dass eine Entscheidung anstand, den Fokus ganz aufs Geschäft zu legen. Er kündigte seinen Job und widmete sich fortan in Gänze dem Wein. Zum gleichen Zeitpunkt schied Schwägerin Monique aus, da sie mit ihrer Familie nach Südafrika ging – Volmer machte allein weiter. Inzwischen bietet der Gladbecker, ab 25. August im neuen Laden, das volle Weinsortiment an – 180 Weine, die er alle kennt und direkt von Weingütern bezieht. Der Trend gehe übrigens weg von Überseeweinen aus Südafrika, Australien oder Chile. „Good old europe ist wieder in, und fruchtig sollen die Weine sein.“
Neben Weinen widmet sich Martin Volmer inzwischen auch dem Whisky. Gemeinsam mit dem Kirchhellener Armin Oberhagemann lernte er hochwertige Whiskysorten kennen, stellte sie zusätzlich ins Angebot. Die beiden führen inzwischen einen Whiskey-Club, der in der Volmer’schen Lokalität tagt – jeden 1. Freitag im Monat, Gäste jederzeit willkommen. Im Club nähert man sich dem Getränk auf vielfache Weise, auch per Glas: Einzelabfüllungen aus besonders limitierten Auflagen werden behutsam und streng kontrolliert zu Gemüte geführt.