Gladbeck. .

Schöner wohnen im Altenheim --das erleben 120 Senioren im nun fast fertig umgebauten Eduard-Michelis-Haus. Viele Angehörige betreten das aufwändig umgebaute Seniorenheim an der Gildenstraße seit einigen Tagen allerdings mit gemischten Gefühlen. Denn schöner wohnen gibt’s nicht zum Nulltarif. Der Preis für ein Einzelzimmer – derzeit bei rund 840 Euro — steigt ab September um 274 Euro auf über 1100 Euro. Der Heimträger kann nämlich wie jeder Hauseigentümer Kosten für Investitionen in das Gebäude auf die Unterkunftskosten der Altenheim-Bewohner umlegen. Das ist alles rechtens, und mit einer Erhöhung hatte Helga P. (Name von der Red. geändert) auch gerechnet. „Mit so viel aber nicht. Das ist ja fast 100 Prozent mehr“, empört sich die Tochter einer Bewohnerin (92). Konkret: Die bisher ausgewiesene Investitonskostenumlage (die jeder Träger auch für Instandhaltungskosten erheben kann) steigt von bisher 10,39 Euro täglich auf 19,50 Euro täglich.

So kündigt es der Träger, der Orden der Schwestern der Göttlichen Vorsehung, in einem Schreiben an die Bewohner, bzw. deren Angehörige, Ende Juli an. Stichtag für die Erhöhung soll der 1. September sein.

„Fünf bis sechs Euro mehr, das hätte ich noch verstanden“, so Helga P., deren Mutter seit sieben Jahren im Eduard-Michelis-Haus lebt und Selbstzahlerin ist. Irritiert hat die Tochter auch der Hinweis in dem Schreiben, dass der Landschaftsverband LWL dieser Kostenerhöhung noch zustimmen muss. „Es gibt noch keine Genehmigung, der Träger will aber schon mehr Geld.“

Das aber ist durchaus üblich, so das Ergebnis der Nachfrage beim Landschaftsverband Westfalen Lippe, LWL. Der Landschaftsverband wurde vom Land NRW damit beauftragt, sich um Investitionen und Aufwendungen im Rahmen des Landespflegegesetzes zu kümmern. Vier bis sechs Wochen vorher müsse der Träger den Bewohnern die Erhöhung ankündigen, sagt LWL-Pressesprecher Frank Tafertshofer. Etwa zeitgleich erhält auch der Landschaftsverband den Antrag dazu und prüft diesen. „Kosten für goldene Wasserhähne werden natürlich nicht anerkannt.“ Die fast 100-prozentige Erhöhung im Michelis-Haus sei aber durchaus im Rahmen und „im normalen Bereich“, so der LWL-Sprecher.

Dennoch ist auch Aurel Bongers, Geschäftsführer des Trägers, von den Klagen der Bewohner bzw. ihrer Angehörigen nicht überrascht. Helga P. ist nicht die einzige, die auf sein Schreiben reagiert hat. „Ich kann die Leute verstehen, denn es ist ja viel Geld. Es wird wohl auch Kündigungen geben“, sagt Bongers. Er gibt aber zu bedenken, dass es eben ein Unterschied sei, ob man in einem Altbau oder in einem Heim wohne, das modernen Ansprüchen und Pflegestandards genüge. Außerdem: „Für die Kosten, die wir auf die Bewohner umlegen dürfen, gibt es klare Spielregeln“, sagt Bongers. Und so hat auch der Orden nicht auf den blauen Dunst hin für 13 Mio Euro umgebaut, sondern zuvor mit dem Kreis und dem Landschaftsverband die Kostenumlage-Möglichkeiten geklärt. Bongers geht daher von einer Zustimmung aus.

Helga P. indes will den Preis nicht akzeptieren, sie sucht zurzeit ein anderes Heim für ihre Mutter. Dabei hat sie aber schon erfahren, dass moderne, umgebaute Heime alle in der Preisklasse des Eduard-Michelis-Hauses - manche sogar drüber – sind.