Gladbeck. .

Es hat länger gedauert als geplant, aber jetzt nimmt das „Gladbecker Kinderzimmer“ Formen an. Das seit geraumer Zeit leer stehende ehemalige Ladenlokal eines Optikers an der Friedrichstraße wird gerade umgebaut und für seinen neuen Zweck hergerichtet. Wohl ab Herbst können dann Eltern ihre Zwei- bis Siebenjährigen dort vor­übergehend betreuen lassen, wenn sie zum Beispiel zum Arzt müssen, einen Termin bei einer Behörde wahrnehmen oder ungestört einkaufen wollen.

Das „Kinderzimmer“ ist bekanntlich, neben der Kooperationsstelle „Übergang von der Kita in die Grundschule“, das einzige soziale Projekt, für das es im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts für eine familienfreundliche Innenstadt überhaupt noch Geld gibt. Der Bund hat vor Jahresfrist beschlossen, nur noch städtebauliche Maßnahmen finanziell zu fördern.

Die Mittel fürs „Gladbecker Kinderzimmer“ waren zu diesem Zeitpunkt schon bewilligt, und das war wohl der Hauptgrund dafür, dass die Verwaltung geradezu verbissen an diesem Projekt festhielt, das so recht eigentlich niemanden begeisterte. Im Gegenteil: Als es vor gut einem Jahr im Jugendhilfeausschuss erstmals vorgestellt wurde, hagelte es Kritik. DGB und Linke beispielsweise zweifelten generell die soziale Komponente dieses Betreuungsangebotes an und forderten zudem vehement eine finanzielle Beteiligung des Einzelhandelsverbandes, der nach ihrer Meinung am meisten von der Einrichtung profitiere. Kritik gab es auch an den hohen Kosten: 317 000 Euro für drei Jahre, die Stadt muss zehn Prozent davon übernehmen: „An dieser Stelle falsch investiertes Geld“, urteilten Politiker quer durch alle Faktionen.

Später beruhigten sich die Gemüter, die Verwaltung konnte das Projekt ohne Störfeuer vorantreiben: Mit der Arbeitsgemeinschaft Tagesbetreuung für Kinder wurde ein Konzept entwickelt, die Trägerschaft bundesweit ausgeschrieben.

Der Träger ist inzwischen gefunden. Der „Zweckverband Katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Essen“ wird die neue Einrichtung übernehmen. Der Verband bringt Erfahrung mit: „Wir bieten eine solche Betreuung mit guter Resonanz schon in einem Duisburger Einkaufszentrum“, sagte Edgar Hemming, Regionalleiter der Zweckverbandes auf WAZ-Anfrage. Montags bis freitags von 14.30 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 14 Uhr soll künftig an der Friedrichstraße qualifiziertes Personal des Zweckverbandes Kinder betreuen, „mit einem ähnlichen Angebot wie in einem Kindergarten“, so Hemming, der gleichzeitig nachdrücklich betont, dass das „Kinderzimmer“ weder als Ersatz noch als Konkurrenz für Kindertagesstätten zu verstehen sei. „Das ist kein kontinuierliches Angebot, sondern eines für besondere Fälle.“

Eigentlich sollte das „Kinderzimmer“ schon vor Monaten starten, aber irgendwie ist der Wurm drin: Als die Politik sich nicht mehr querstellte, verzögerten Brandschutzauflagen den Baubeginn.