Gladbeck.

Jahr für Jahr pilgern Gladbecker Gläubige zum Marien-Wallfahrtsort Kevelaer, diesmal bereits zum 364. Mal. Gut 200 Gläubige machten sich auf den Weg. Propst André Müller freut sich über die hohe Zahl der Wallfahrer: „Pilgern brummt“, sagt er und stellt einen neuen Trend fest.

„Überall, ob nach Kevelaer oder Rom, nach Jerusalem oder auf dem Jakobsweg durch Spanien gehen die Zahlen nach oben“, weiß Müller. In Gladbeck erfreut sich die traditionelle Wallfahrt, die es seit 1648 gibt, steigender Beliebtheit vor allem seit es das Radpilgern gibt.

Margareta Rottmann, aktives Gemeindemitglied aus Heilig Kreuz Butendorf, gehört zu denen, die die neue Pilgergruppe mitgegründet haben. 1996 war das in Herz Jesu Zweckel. Diese Gruppe wird immer beliebter, „in diesem Jahr waren wieder fünf Neue dabei“, berichtet Margareta Rottmann, die inzwischen mit Heinz Jenke und Günter Oelke zu den Hauptorganisatoren der gesamten Pilgerreise zählt. Insgesamt pilgerten 42 Gladbecker mit dem Rad 70 Kilometer ins linksrheinische Kevelaer. Immer dabei ist Werner Thienel, inzwischen ist er mit 81 Jahren der älteste Teilnehmer.

Die Radpilger absolvierten Samstag ihre Wallfahrtsstrecke an einem Stück, unterwegs gab es vier Stationen, berichtet Organisatorin Rottmann, an denen angehalten, gebetet und gesungen wurde. Dazu gibt es eigens ein uraltes Gladbecker Gebet- und Liederbuch, „Der Pilgerstab“, genannt. Im Wallfahrtsort trafen sich die Radler abends mit den Fußpilgern, diesmal gut 20, die rund 40 Kilometer per pedes unterwegs waren, zwischendurch aber von Oberhausen bis Wesel Bahn fuhren.

„Die Stimmung war total gut, es ist ein unheimlich schönes Gemeinschaftsgefühl, es treffen sich Gleichgesinnte, einfach nur herrlich“, schwärmt die Butendorferin. „Man kann mal so ganz den Alltagsstress ausblenden.“ In Kevelaer stießen am Sonntag noch Bus- und Autopilger, die frühmorgens in Gladbeck gestartet waren, zu den Rad- und Fußpilgern, die zwei Übernachtungen im Wallfahrtsort genossen. Gemeindereferentin Lydia Bröß, Kaplan Andreas Lamm und Propst André Müller begleiteten die unterschiedlichen Gruppen, feierten nach einem Besuch des Gnadenbildes, an dem die Gottesmutter Maria als „Trösterin der Betrübten“ verehrt wird, in der Kevelaer Basilika einen Gottesdienst.

Besonders der Rückweg war für die Fuß- und Radpilger diesmal sehr beschwerlich. „Wahrscheinlich hat es seit 1648 noch nie so geregnet wie in diesem Jahr“, begann Propst Müller die gemeinsame Schlussandacht in der Lambertikirche, an der alle Pilger patschnass teilnahmen. Doch das trübte die Stimmung nicht. Im nächsten Jahr sind alle wieder dabei, hieß es später draußen auf dem Kirchplatz. Und Margareta Rottmann weiß auch schon genau wann: Vom 13. bis 15. Juli 2013.

Die Gladbecker Pilger-Wallfahrt nach Kevelaer ist die zweitälteste Wallfahrt zum größten Wallfahrtssort in Deutschland überhaupt. 1648 machte sich die erste Gruppe auf den Weg, 1642 war eine erste Kapelle mit einem Andachtsbild gebaut worden. 1641 hatte Händler Hendrick Busmann der Überlieferung nach eine geheimnisvolle Bauaufforderung gehört, seine Frau sah ein „glänzendes Licht“.