Gladbeck.
Still und leise hat sich an der Beisenstraße in Ellinghorst einer der größten Stahlhandels-Standorte im Lande entwickelt: Die traditionsreiche Niederlassung der Salzgitter Mannesmann Stahlhandel GmbH zählt zu den umschlagstärksten und erfolgreichsten Standorten im Salzgitter-Konzern, einem der führenden Stahlkonzerne.
Sage und schreibe 18 000 bis 20 000 Tonnen Stahl liefert die Gladbecker Niederlassung pro Monat: Langprodukte wie Träger und Profile, Flachprodukte wie Grob-, Fein- und Bandbleche in unterschiedlichsten Abmessungen und Güteklassen – was auch für die Langprodukte gilt. Rohre werden vom Gladbecker Standort aus nicht vertrieben. „In Bezug auf Profile und Grobbleche haben wir das breiteste und tiefste Sortiment aller 13 Standorte der in Düsseldorf ansässigen Salzgitter Mannesmann Stahlhandels GmbH“, erläutert Vertriebsleiter Markus Pieper. Mindestens 45 000 Tonnen der unterschiedlichsten Produkte sind immer vorrätig an der Beisenstraße, „Lager haltender Handel“ nennt das der Fachmann. Ist mal etwas nicht vor Ort, hat „Gladbeck“ Zugriff auf alle anderen Läger des Unternehmens.
Die Produkte vornehmlich aus den zum Konzern gehörenden Stahlwerken kommen zu 90 Prozent per Bahn nach Gladbeck, durchschnittlich 30 Waggons am Tag. „Wir haben einen eigenen Gleisanschluss, eigenes Rangierpersonal und sogar eine eigene Lok.“ Entsprechend der Kundenwünsche werden die Produkte in den zehn großen orange-schwarzen Hallen nahe Wittringen, die unglaubliche 43 000 qm Fläche bieten, kommissioniert – und vorbearbeitet. „Dazu zählen das passgenaue Sägen, Brennschneiden, aber auch das Sandstrahlen und Grundieren sowie das Formschneiden“, erläutert Betriebsleiter Carlos dos Santos. Dabei helfen 32 Krananlagen, darunter eine weltweit einmalige computergestützte vollautomatische Anlage, passgenaue Stahlbleche aus einem Meer unterschiedlicher Qualitäten und Güten herauszufischen.
Die Auslieferung der Produkte erfolgt individuell nach Kunden und just-in-time und daher per Lkw – 80 bis 100 am Tag. Pieper: „Bei einer Gesamtumschlagmenge von 35 000 bis 45 000 t im Monat würde sich eine Kette von Sattelzügen von über 20 km Länge ergeben.“ Das Verkaufsgebiet ist in der Hauptsache NRW, aber auch die Benelux-Länder. Beladen werden die Lkw nach einem ausgeklügelten logistischen Konzept in den Hallen, Wartezonen gibt es auf den unbebauten Flächen des insgesamt 63 000 qm großen Firmenareals, das auch ein Freilager von 2800 qm umfasst. Salzgitter Mannesmann schätzt den Standort direkt an der A 2, was einen zügigen Abtransport garantiere. Pieper: „Wir sind fest verwurzelt mit Gladbeck.“
Wenn das Unternehmen könnte, würde es noch einmal erweitern an der Beisenstraße. „Denn wir platzen aus allen Nähten.“ Doch Erweiterungen sind hier nicht mehr drin, alles ist ausgereizt. Intelligente Lösungen seien stattdessen gefragt, so dos Santos und Pieper. So habe man den Edelstahlbereich 2004 auf das ehemalige Siemensgelände an der Bottroper Straße ausgelagert. Über 4800 zusätzliche qm Hallenfläche verfügt Salzgitter Mannesmann Stahlhandel dort. Außerdem hat man die Lagerfläche an der Beisen-straße noch optimaler genutzt - „hier werden die Bleche vertikal gelagert, das spart Platz“, so dos Santos. „Wir sind hochgradig innovativ“, so Pieper. Auch die computergestützte Krananlage gehört dazu, sie arbeitet rund um die Uhr, „damit gewinnt man Kapazitäten.“
190 Mitarbeiter, darunter 29 Auszubildende, sorgen am Standort Gladbeck dafür, das alles glatt läuft. „Die Leute sind unermüdlich am Werk“, loben die Chefs. Insgesamt beschäftigt Salzgitter Mannesmann Stahlhandel 1100 Mitarbeiter an allen Standorten.
Während der wirtschaftlichen Krisenjahre 2008/2009, in denen auch der Stahlhandel nicht von Nachfrage- und Umsatzrückgängen verschont blieb, hielt der Standort Gladbeck an seinem Team fest. „Wir haben gelitten unter der Krise, mussten ein Minus von 30 % verkraften, aber es wurde niemand entlassen“, so Pieper. Als die Konjunktur ein Jahr später wieder anzog, stand die gleiche Personalkapazität sofort wieder zur Verfügung, konnte man an der Beisenstraße sofort wieder durchstarten. „Und wir suchen jetzt schon sogar gute Leute auf allen Ebenen“, so Pieper, der betont, dass das Unternehmen großen Wert auf eine eigene Ausbildung legt. „Und in der Regel übernehmen wir alle, jeder hat eine Chance, im regionalen Handel und darüber hinaus letztlich in einem international tätigen Konzern.“
Im vergangenen Jahr war man wieder gut im Geschäft, mit Absatz und Umsatz zufrieden, auch wenn die Preise gegen Ende des Jahres unter Druck gerieten. Das laufende Jahr 2012 sei nicht ganz so gut gestartet, dennoch bleibe man optimistisch, so Pieper. Das beweisen auch fest eingeplante Investitionen, wie eine neue, dritte Blockbandsäge für rund 500 000 € – ein gutes Signal auf eine weitere Ausweitung der Geschäfte in Gladbeck.
Zur Historie des Standortes Gladbeck
Den Stahlhandels-Standort an der Beisenstraße am Rande des Wittringer Waldes gibt es schon seit 1970, damals gestartet als Peiner Stahlhandel West GmbH. Seinerzeit endete die Beisenstraße noch als Sackgasse vor der A 2. Erst mit dem Ausbau der A 2 Ende der 80er Jahre entstand die direkte Ausfahrt Ellinghorst und wurde die Beisenstraße als Scharnhölzstraße nach Bottrop verlängert.
1974 wandelte das Unternehmen in Stahlhandel Peine-Salzgitter, ein Name, wie er vielen Gladbeckern bis heute vertraut ist. Von 1992 bis heute änderte sich der Name durch Verschmelzungen mit anderen Unternehmen noch dreimal in Preussag Stahlhandel, Salzgitter Stahlhandel und seit 2005 in Salzgitter Mannesmann Stahlhandel GmbH. Zum Unternehmen gehört auch der Ahlener Stahlhandel, der insbesondere Sondergüten bei Stahlflachprodukten herstellt.