Gladbeck. .

Das Brauerei-Hotel Alte Post ist geschlossen. Die Gesellschafter haben sich mehrheitlich entschieden, Insolvenz anzumelden, wie zu erfahren war.

Bereits seit rund zwei Wochen hängen an den Türen rote Zettel: „Liebe Gladbecker, verehrte Brauhausgäste, in den kommenden Tagen und Nächten vom 3.6.-7.6. bleibt Ihr Brauhaus aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen. Im gesamten Haus werden kosmetische Korrekturen vorgenommen. Wiedereröffnung am Freitag, 8.6.2012. Prost und Mahlzeit, Ihr Brauhaus-Team.“

Fußballfans, die dort einen Tag nach der versprochenen Wiedereröffnung das erste Spiel der Deutschen Mannschaft gemeinsam sehen wollten, standen aber vor verschlossenen Türen. Auswärtige Gäste, die ein Hotelzimmer gebucht hatten, mussten sich nach einer anderen Unterkunft umsehen.

Das Brauhaus war im November 2003 als erster Mieter nach langem Leerstand in das denkmalgeschützte ehemalige Postgebäude an der Ecke Postallee/Humboldtstraße gezogen, das die GWG Ende 2001 gekauft hatte. Ein Novum in Gladbeck: Im Schankraum konnten die Gäste dem Braumeister bei der Arbeit zusehen. Zum hauseigenen naturbelassenen „Gladebeker Bier“, wahlweise hell oder dunkel, gab’s deftige Speisen. Im Dachgeschoss entstanden 18 Hotelzimmer.

Schon seit ein paar Jahren läuft die Gastronomie nicht mehr so wie zu Beginn. Gebraut wird schon zwei Jahre nicht mehr vor Ort, von finanziellen Problemen war immer wieder die Rede. Jörg Mehl war von Beginn an geschäftsführender Gesellschafter des „Brauereihotels Alte Post“. Der 68-Jährige betreibt bundesweit sechs Brauerei-Gaststätten. „Gladbeck ist ein schwieriges Pflaster für diese Art der Gastronomie“, resümierte er gestern im Gespräch mit der WAZ. Ende letzten Jahres haben er und seine vier Mitgesellschafter ihre Anteile an Bettina Michel, die Tochter des ehemaligen Schalke-Managers Rudi Assauer, verkauft, die sich drei neue Mitgesellschafter ins Boot holte.

„Seither wurden die Mietzahlungen dürftiger“, formulierte gestern GWG-Geschäftsführer Thomas Balke etwas flapsig. Bis auf ein Telefonat habe die GWG, trotz intensiver Bemühungen, keinen Kontakt zur neuen Geschäftsführerin bekommen: „Es gab keine Kommunikationsbereitschaft. Frau Michel hat auf keinen Brief, keine E-Mail, keinen Anruf reagiert und sämtliche Terminvorschläge für ein Gespräch ignoriert.“

Der Insolvenzantrag, der nach Thomas Balkes Informationen am vergangenen Mittwoch gestellt wurde, kam dann allerdings für die GWG doch überraschend.

Offensichtlich auch für das Personal: Durch die Fensterscheiben sieht man deutlich, dass die Brauhaus-Mitarbeiter den Schankraum noch für die Fußball-EM schwarz-rot-golden dekoriert hatten.