Gladbeck. .

Obwohl das wandelnde Präservativ auf der Hochstraße durchaus für ein Schmunzeln bei den Passanten sorgte – der Anlass für sein Auftreten ist ernst. Noch immer sind Aids und Geschlechtskrankheiten in Deutschland ein Problem, informierte die Aids-Beratungsstelle des Kreises Recklinghausen bei ihrem halbstündigen Gastspiel in Gladbeck.

Denn die Zahl der Infektionen mit Geschlechtskrankheiten steigt an. „Und die sind ein Türöffner für Aids. Die Erreger dringen dann viel leichter ein“, informierte die Gynäkologin Astrid Platzmann-Scholten. Im Vordergrund stehen da zum einen die Chlamydien. „Die sind die reale Bedrohung für Frauen und eine Ursache für spätere ungewollte Kinderlosigkeit“, klärte die Medizinerin die Passanten auf. Sogar die Syphilis ist wieder ein Thema. „Die ist nicht ausgestorben, die Zahlen nehmen zu.“

Obwohl über Aids seit vielen Jahren offen diskutiert wird und eigentlich jeder weiß, wie man sich schützen kann, infizieren sich in Deutschland immer noch 3000 Menschen pro Jahr. „Damit haben wir im europäischen Vergleich die erfreuliche rote Laterne“, so Astrid Platzmann-Scholten. „Aber es gibt immer ein gewisses Restrisiko. In der Bundesrepublik sind vor allem Männer gefährdet, die Sex mit Männern haben.“ So sind von den jährlichen Neuinfzierten rund 90 Prozent männlich.

Immer wieder müsse an das Thema erinnert werden, ist die Gynäkologin sicher. „Denn jeder ist da für sich selbst verantwortlich und auch dafür, dass er sich schützt. Wenn das verbindlich angenommen wird, ist viel gewonnen. Und wenn man in eine neue Partnerschaft geht, muss man darüber reden. Das ist vielleicht peinlich, aber notwendig.“ In einer Hinsicht durfte die Ärztin Hoffnung schöpfen: Die von ihr verteilten Kondome fanden in Gladbeck guten Absatz. Nach wenigen Minuten war der kleine Bauchladen leer.