Essen/Gladbeck. . Fünf Jahre nach der Tat muss sich ein 40-Jähriger aus Duisburg-Marxloh für den sexuellen Missbrauch eines 13-jährigen Jungen aus Gladbeck vor dem Essener Landgericht verantworten. Er soll den Jungen im Treppenhaus des Einkaufszentrum Limbecker Platz missbraucht haben. Eine DNA-Spur führte 2011 zu dem Mann.
Er täuschte, gab sich als Kaufhausdetektiv aus und missbrauchte im Essener Karstadt-Kaufhaus einen 13-jährigen Jungen aus Gladbeck. Perfide und hinterhältig. Aber der Angeklagte aus Duisburg-Marxloh gibt ein Bild des Jammers ab. Psychisch krank und drogensüchtig ist der 40-Jährige, steht unter Betreuung. Jetzt will das Landgericht Essen prüfen, ob er untergebracht werden muss.
Fünf Jahre liegt die Tat zurück. Der 13-Jährige Gladbecker hatte sich am 17. Februar 2007 in der Multimedia-Abteilung von Karstadt am Limbecker Platz in der Essener City umgesehen. Als er sie verließ, hielt ihn ein Mann an, der sich als Kaufhausdetektiv ausgab. Er beschuldigte den Jungen, gerade etwas geklaut zu haben. Das eingeschüchterte Kind forderte er auf, ihm zu folgen. Der Junge leistete keine Gegenwehr.
Falscher Detektiv
Ins Treppenhaus des Parkhauses führte der Weg des falschen Detektivs. Dort forderte er den 13-Jährigen auf, seine Schuhe auszuziehen. Dann durchsuchte er die Hosentaschen des Kindes. Schließlich ließ er sich das Portemonnaie des Jungen geben, nahm den Schülerausweis heraus und behielt ihn.
Seine Rolle spielte er weiter. Er täuschte vor, mit der Polizei zu telefonieren, damit diese einen Streifenwagen vorbei schicke. Telefonisch gab er die Personalien des Jungen an den vermutlich nicht existenten Gesprächspartner weiter und erweckte den Eindruck, es komme kein Wagen. Blitzschnell schaltete er um, schlug dem Jungen mit der Hand in den Nacken. Danach missbrauchte er ihn sexuell. Als der 13-Jährige laut um Hilfe schrie, hielt er ihm den Mund zu.
Sofort zur Polizei
Nach der Tat fuhr der Junge sofort zurück nach Gladbeck, erzählte seiner Mutter von der Tat. Sie ging mit ihm zur Polizei, zeigte den Unbekannten an. Mediziner sicherten am Körper des 13-Jährigen DNA-Spuren des Täters, vernahmen ihn. Nach seinen Angaben fertigte ein Polizeizeichner ein Phantombild des Unbekannten, mit dem eine Öffentlichkeitsfahndung eingeleitet wurde. Zahlreiche Aktivitäten gab es anfangs. Nur den Täter fanden die Ermittler nicht. Auch die DNA-Datenbank kannte das genetische Material des Täters nicht.
Das änderte sich 2011, als die DNA erneut überprüft wurde und nach Duisburg-Marxloh führte. Der jetzt Angeklagte äußerte sich zunächst nicht. Vor der V. Essener Strafkammer zeigte er sich am Freitag einsichtiger: „Ich kann mich nicht erinnern. Aber ich will es nicht abstreiten.“
Seit 2009 unter Betreuung
Schnell ist den Prozessbeteiligten klar, dass der Angeklagte zunächst einmal psychiatrisch untersucht werden soll. Seit 2009 steht er unter Betreuung. Seit 2003 sind Halluzinationen bekannt. Er höre befehlende Stimmen, sagte er mal. „Sie sagen, ich soll den Nachbarn alle machen.“ Selbstmord gefährdet ist er, setzt auch schon mal mit einem Abschiedsbrief seine Mutter unter Druck. 8000 Euro will er von ihr, damit er seine in der Türkei lebende Ehefrau und sein Kind nach Deutschland holen kann. Im Betreuungsverfahren hatte er sich ausdrücklich damit einverstanden erklärt, einen Betreuer zu bekommen: „Ich bin einer von denen, die ein wenig Druck brauchen“.