Gladbeck.
Erhebliche technische Probleme sorgten am Wahlabend im Rathaus für große Aufregung und bei den Wahlbeobachtern für Ungeduld. Ein Softwarefehler sorgte für Schwierigkeiten bei der Erfassung und Übermittlung der Ergebnisse aus den Wahllokalen auf den zentralen Server beim Kreis.
Zunächst stiegen die Techniker der Stadt auf ein Notsystem um, sodass die Daten „noterfasst“ wurden. Auf der anderen Seite sorgten sie dafür, dass der Fehler ermittelt und behoben wurde, so dass im Laufe des Wahlabends alles wieder normal funktionierte und man die Ergebnisse schließlich auch im Internet mit Verspätung zeigen konnte. Lange hatte man vor dem PC gesessen und keine Ergebnisse aus Gladbeck abfragen können...
Am Ende zog sich die Feststellung des vorläufigen amtlichen Endergebnisses hin – aber nicht wegen der technischen Probleme, sondern weil zwei Wahllokale nicht fertig wurden. Dort musste laut Verwaltung mehrfach nachgezählt werden, am Ende musste gar ein Außenstehender dazu kommen. Erst gegen 21.37 Uhr waren alle Ergebnisse aus den 60 Wahllokalen und den 22 Briefwahlbezirken verarbeitet, und Sieger und Verlierer der Wahl standen fest. Am schnellsten zählte das Team die Stimmen im Wahllokal Stadtteilgartenhaus Zweckel: Um 18.32 Uhr teilte es dem Rathaus das Ergebnis mit.
Bis 18 Uhr hatten 31 738 Gladbecker ihre zwei Stimmen abgegeben – 787 weniger als bei der letzten Landtagswahl vor zwei Jahren. Die Wahlbeteiligung ging damit von 58,4 % auf 57,2 % zurück – zum Bedauern der Parteien. Die höchste Wahlbeteiligung meldete im übrigen das Bürgerhaus Ost: 58,77 %. Die niedrigste Wahlbeteiligung registrierte man im Kindergarten Don Bosco an der Wiesenstraße mit nur 34,29 %.
Bei der Wahlanalyse zeigt sich, dass das Thema A 52 keine Rolle gespielt hat: Die, die sich für den Autobahnausbau der B 224 ausgesprochen und bei der Abstimmung Ende März eine Niederlage erlitten hatten, gewannen durchweg bei der Wahl am Sonntag. Ausnahme: die CDU. Die Partei, die sich vehement gegen die A 52 ausgesprochen hatte, die Linke, verlor deutlich fast die Hälfte ihres Stimmenanteils. Auch einen Michalowsky-Effekt gab es nicht – die Linke stellte mit ihm immerhin einen Landtagsabgeordneten, der wieder aus-sichtsreich auf der Landesliste positioniert war. Als Direktkandidat im Wahlkreis (mit Dorsten) kam Michalowsky nur auf 3,7 %, auch in Gladbeck blieb er mit 4,8 % unter der 5-%-Grenze. Er kündigte übrigens an, wieder zu seinem alten Arbeitgeber, der Stadtverwaltung, zurückkehren zu wollen.
Auffallend ist auch, dass der CDU-Mann Andreas Willmes als Direktkandidat deutlich mehr Stimmen bekam als seine Partei bei der Zweitstimme. In Gladbeck lagen mehr als 3,5 Prozentpunkte dazwischen, in Dorsten gar 5 Punkte. Offenbar splitteten seine Wähler ihre Stimmen. Aber nicht nur bei ihm und der CDU: Auch Piraten-Kandidat Thomas Weijers bekam mehr Stimmen als seine Partei. Ganz im Gegensatz zu den Grünen, wo die Kandidatin weniger Zuspruch bekam als die Partei.
Ganz anders war es beim SPD-Kandidaten und neuen alten MdL Michael Hübner: Auch er holte mehr Erststimmen als seine Partei Zweitstimmen. In Dorsten legte er sogar knapp fünf Punkte zu gegenüber 2010 und hatte etwa 2,5 Punkte mehr als die dortige SPD Zweitstimmen holte. In Gladbeck heimste Hübner 54,5 % der Erststimmen ein – ein klein wenig mehr als vor zwei Jahren. Eine Stabilisierung auf hohem Niveau, wie Wahlbeobachter meinen. Und an Zweitstimmen holte die SPD knapp drei Punkte mehr als 2010 und überschritt mit 51,0 % die psychologisch wichtige 50-%-Marke.