Gladbeck. .
Über 400 Gladbecker wollten am Donnerstagnachmittag „Oskar“ hören: 45 Minuten sprach Oskar Lafontaine, die Ikone der Linken, auf der Lambertistraße zu Anhängern, Politikinteressierten und Passanten.
Pünktlich um 15.45 Uhr war Lafontaine, gerade wieder in den Saarländischen Landtag eingezogen und zum Fraktionschef gekürt, mit einer Berliner Limousine vorgefahren, um den örtlichen Wahlkämpfer der Linken, Ralf Michalowsky, zu unterstützen.
Klassenkämpferische Weisen der Liedermacher „Taubenvergifter“ hüllten die Fußgängerzone in eine linke Wahlkampfatmosphäre. Im Straßencafé waren alle Stühle belegt, Eiscaféchef Wolfgang Haas freute sich über den guten Umsatz. „Endlich ist mal was los auf der Lambertistraße.“ Vor der Parteizentrale der Linken ein paar Meter weiter reichten Mitglieder Freibier, mehr und mehr Interessierte blieben vor der Bühne stehen.
Lafontaine kam ohne Sahra Wagenknecht, ein anderes Aushängeschild der Linken und neue Lebensgefährtin des Politikers, die andernorts im Revier redete und ihn später aus Gladbeck abholen wollte, um gemeinsam zum nächsten Wahlkampfauftritt nach Aachen zu fahren. Lafontaine schritt schnell zum Mikrofon und ergriff das Wort. Er begann verhalten, wurde erst in der zweiten Hälfte kämpferischer, so wie man ihn kennt. Er wetterte gegen die „Diktatur der Finanzmärkte“, schimpfte gegen Banken und Reiche, kanzelte die Niedrigentlohnung von Arbeitern ab, empörte sich über die derzeitige Sozialpolitik und geißelte andere Parteien als „Mogelpackungen“. „Parteien, die gegen den Mindestlohn sind, sind doch unwählbar“, rief Lafontaine, ein wenig heiser, in die Menge, die ihn mit Applaus bedachte.
Lafontaine sprach sich, auch im WAZ-Gespräch nach dem Auftritt, für eine Dezentralisierung von Finanz- und Energiemärkten und eine Stärkung von örtlichen Sparkassen und Stadtwerken aus. Das gute Abschneiden Michalowskys bei der Landtagswahl vor zwei Jahren verglich Lafontaine mit solchen in seiner Heimat, sprach von „Saarländischen Verhältnissen“. Michalowsky, der in seiner Rede u.a. ein Sozialticket für Arme und eine Millionärssteuer forderte, will diesmal ein zweistelliges Ergebnis in der Stadt einfahren. „Wir brauchen eine starke Linke.“
Lafontaines Zuhörer waren oft „zufällig“ vor Ort. Jörg Malhofer fand, es sei interessant zu erfahren, „wie die Linke denkt“. Agnes Bielefeld meinte, man könne Lafontaine ja mal zuhören, „in machen Punkten hat er ja Recht“. Josef Schürhoff bewertete die Einlassungen Lafontaines als „sehr interessant“, aber „es ist alles sehr einfach gestrickt“.
Ralf Michalowsky war zwei Jahre lang für Die Linke im NRW-Landtag, ist Kandidat für seine Partei im Wahlkreis Gladbeck/südliches Dorsten bei der Wahl am 13. Mai. Er steht auf Platz 6 der Landesliste seiner Partei. Michalowsky meint, die Linken befinden sich seit der A-52-Abstimmung in Gladbeck im Aufwind. Mit Lafontaine wollen sie den Wind nutzen.