Gladbeck. . Die Feuerwehr in Gladbeck verzeichnet den vierten Großeinsatz innerhalb kürzester Zeit. Ein Brand in einer Kfz-Werkstadt an der Stollenstraße hat in der Nacht auf Donnerstag mehrere historische Fahrzeuge teils komplett zerstört. Der Sachschaden ist enorm. Die Feuerwehr vermutet Brandstiftung.

Schon wieder ein Großeinsatz für die Feuerwehr: Am späten Donnerstagabend brannten zwei Fahrzeuge auf dem Hof einer Kraftfahrzeugwerkstatt an der Stollenstraße. Bisher geht die Polizei davon aus, dass dieser Fall nicht im Zusammenhang steht mit den Einbrüchen und Brandstiftungen im Neuen Rathaus, in der Stadtbücherei und im City-Center.

Um 23.43 Uhr ging die Meldung bei der Feuerwehr an der Wilhelmstraße ein. Einsatzleiter Georg Fragemann alarmierte sofort alle verfügbaren Kräfte. „Eine goldrichtige Entscheidung“, stellte Feuerwehrchef Josef Dehling im Nachhinein fest. „Zwei Fahrzeuge brannten bei unserem Eintreffen lichterloh, das Feuer drohte auf die Werkstatt überzugreifen. Das Hallentor war bereits geschmolzen.“ Im schlimmsten Fall, so Dehling, hätte sogar das unmittelbar an die Halle angrenzende Wohnhaus in Gefahr geraten können.

Durch lautes Klopfen an der Tür aus dem Schlaf gerissen

Uwe Lehnert betreibt die Kfz-Werkstatt an der Stollenstraße seit 1988, hat sich auf amerikanische Fabrikate und auf Youngtimer, also ungefähr 30 Jahre alte Autos, spezialisiert. Am Freitagvormittag steht der 51-Jährige noch immer fassungslos vor dem, was von den ausgebrannten Fahrzeugen übrig geblieben ist: Ein AC Cobra, ein englischer Sportwagen aus dem Jahr 1971, und ein Jeep CJ 7, Baujahr 1979, sind Schrott, der alte Mercedes 450 SEL, der direkt daneben steht, wird wohl noch zu reparieren sein. Der Sportwagen im Wert von ca. 70000 Euro gehört einem Kunden, der Jeep ist Lehnerts eigener. Früher hat dieses Fahrzeug mal die damalige Lebensgefährtin und jetzige Ehefrau von Günter Netzer gefahren. „Der Wagen war ungefähr 20000 Euro wert, aber der ideelle Wert liegt bei solchen Fahrzeugen natürlich viel höher“, sagt Lehnert.

Gegen viertel vor zwölf in der Nacht ist Familie Lehnert durch lautes Klopfen an der Tür aus dem Schlaf gerissen worden. Zwei Lkw-Fahrer, die auf dem Parkstreifen an der Stollenstraße in ihrem Brummi schlafen wollten, hatten Feuer und Qualm bemerkt, die Familie geweckt, die Feuerwehr alarmiert und auch versucht, den Brand mit einem Feuerlöscher zu ersticken. Uwe Lehnert verließ mit seiner Frau Annette und den drei Kindern Yannick (12), Madeleine (6) und Rami (3) sofort die Wohnung. Auch die anderen Hausbewohner, eine sechsköpfige Familie und eine alleinstehende Frau, gingen vorsichtshalber ins Freie, bis abzusehen war, dass die Feuerwehr ein Übergreifen der Flammen verhindern konnte.

Das Betriebsgelände ist eingezäunt, das Stahltor war verschlossen. „Für sportliche Typen stellt der zwei Meter hohe Zaun allerdings kein allzu großes Hindernis dar“, sagt Feuerwehrchef Josef Dehling. Er vermutet, dass jemand das Feuer absichtlich gelegt hat. Die Kriminalpolizei äußert sich noch zurückhaltender: Brandstiftung wird nicht ausgeschlossen.

Die Brände im Bauordnungsamt, in der Stadtbücherei und zuletzt bei Zeemann im City-Center liefen nach gleichem Muster ab. Deshalb geht die Kripo in diesen Fällen von demselben Täter aus und hat eine eigene Ermittlungsgruppe gebildet. Der Brand an der Stollenstraße trägt eine andere Handschrift: Hier wurde nichts aufgebrochen, nichts nach Wertsachen durchsucht. Einen Zusammenhang sieht die Kripo deshalb nicht.