Gladbeck.

Kontrovers ging es beim Diskussionsabend des WAZ-Leserbeirates zum Thema A 52 Dienstagabend im Fritz-Lange-Haus zu – kontroverser als beim ersten Stadtinfo-Treffen zum gleichen Thema. Vor allem die Statements und Einlassungen eines Teils der Zuhörerschaft trugen dazu bei.

Eine ganze Reihe von Gästen, darunter aus Nachbarstädten, nagelten die Podiumsteilnehmer mit grundsätzlichen Fragen zum Autobahnausbau, zu Umweltzerstörung und Schadstoffbelastungen oder zum ÖPNV-Ausbau. Die Moderatoren lenkten die Debatte (die WAZ berichtete bereits gestern aktuell) ein ums andere Mal auf das Kernthema, den vorgelegten A-52-Ausbauentwurf und die Frage Ja oder Nein beim Bürgerentscheid zurück.

Der Großteil der Zuhörer verfolgte eher still, aber interessiert das Geschehen – auf der Suche nach weiteren, auch Details versprechenden Infos. Die versuchten die Moderatoren des WAZ-Leserbeirates, Siegbert Busch und Thomas Koritko, den Podiumsteilnehmern zu entlocken: Bürgermeister Ulrich Roland, Verkehrsplaner Thomas Ide, Peter Kmiec (Initiative Stoppt A 52), Klaus Axnich (Bürgerforum A 52), und der Planungsexperte Dr. Hermann Dörner.

Der betonte, dass eine Diskussion um die Notwendigkeit der Autobahn überflüssig sei. Der Bedarf der Autobahn sei festgestellt, „das ist entschieden“ und stehe im Bundesfernstraßenausbaugesetz. Jetzt gehe es darum, wie gebaut werde. Die Politik habe gesagt, nur im Konsens mit der Stadt. Dörner: „Damit ist das Thema aber langfristig nicht vom Tisch, falls es beim Bürgerentscheid zum Nein kommt.“ Irgendwann könne der Bund wieder mit seinem Bauwillen kommen, dann aber nicht mehr mit dem ausgehandelten Kompromiss. „Dann steht womöglich die offene Ausbauweise wieder im Raum.“ Das, was auf dem Tisch liege, sei ein Maximum, „ein sehr gutes Ergebnis“, mehr sei nicht vorstellbar, so Dörner. „Ich lege nicht die Hand ins Feuer, dass es so ein Angebot nochmal gibt.“

Der unabhängige Experte betonte auch, dass eine Umplanung der Trasse, wie von den Bürgerinitiativen gefordert, „abwegig“ sei. Ebenso seien die 200 Mio € für das Projekt zweckgebunden, eine Umlenkung etwa auf Schienenprojekte unmöglich. Das Geld flöße in andere Straßenbauprojekte. Erst nach einem Ja beim Bürgerentscheid würden genaue Pläne erarbeitet und Details festgelegt.

Auch Verkehrsplaner Ide betonte, dass Weiterplanung nur bei Konsens erfolge, es einen Stopp bei Dissens gebe, beim Nein des Bürgerentscheids. Diese Zusage sei eine Besonderheit im Land, wie die vorab gemachten Zugeständnisse an Gladbeck. Normalerweise würde die Stadt ihre Belange erst im Planfeststellungsverfahren vorbringen können.

Roland wies auf die Vorteile durch den Ausbau hin: Entlastungen beim innerstädtischen Verkehr, Infrastrukturverbesserungen für die Wirtschaft, neue Flächen für die Stadtentwicklung. Der Flüsterasphalt bringe eine Lärmminderung von bis zu 8 dB. Der Lärm sinke insgesamt, genauso wie die Schadstoffbelastung, sagte der BM auf Zuhörernachfrage. Das Kostenrisiko liege beim Bund, so Roland auf die Frage, wie finanziell riskant das Projekt für die Stadt sei.

Die A-52-Gegner Axnich und Kmiech bestritten, dass die A 52 Vorteile bringe. „Eine Autobahn kann nicht stadtverträglich sein.“ Man hole sich mehr Verkehr und mehr Belastungen in die Stadt. Es sei eine Zumutung, den Verkehr durch Wohngebiete zu lenken, so Axnich. Der Ausbau bringe Gladbeck Schaden. „Es muss eine Umfahrung geben.“ Kmiec findet die „totale Versiegelung“ des Pelkumer Feldes beim Bau des Autobahnkreuzes fatal.

Die einen kritisierten bei der Diskussion: Heute bereits hohe Schadstoffwerte steigen, die A 52 sei eine „dumme Lösung“, besser wäre die Ertüchtigung der B 224, vielleicht selbst als Tunnel. Es werde zuviel versiegelt. Gladbeck-Ost sei benachteiligt, der Kompromiss gehe zu seinen Lasten. Auch die lange Bauzeit ängstigt. Andere loben: Verbesserung für Pendler, auch der nächtliche Lärm sinkt. Und: Ampeln seien das Problem, der Tunnel bringe da viel.