Gladbeck. .
Die Kommunen schlagen Alarm wegen akuter Geldnot, die Gewerkschaft ver.di allerdings lässt schon ‘mal die Muskeln spielen: Sechs bis sieben Prozent mehr Gehalt für den Öffentlichen Dienst fordert sie, und bei den Beschäftigten der Gladbecker Stadtverwaltung ist die Kampfbereitschaft zur Einforderung der Tariferhöhung hoch. Auf der gestrigen Personalversammlung, an der 600 Beschäftigte teilnahmen, gab der stellv. Personalratsvorsitzende Gerd Jankowski das Ergebnis einer Umfrage unter Gewerkschaftsmitgliedern im Rathaus bekannt: 93 % sind streikbereit.
Die Tariferhöhungen werden eine zusätzliche Belastung für den städtischen Haushalt bedeuten, doch nicht nur deshalb blickt der Personalrat mit Spannung auf die anstehenden Haushaltsberatungen.Da wird es auch darum gehen, ob und in welchem Umfang Planstellen beim ZBG eingespart werden. „Es geht um zehn Stellen im Grünbereich, die in einem ersten Schritt wegfallen sollen“, erklärt Personalratsvorsitzender Bertram Polenz gegenüber der WAZ. Schon jetzt seien einige frei gewordene Stellen nicht mehr besetzt worden. Bekannt sei, dass es noch weitreichendere Einsparpläne gebe und es bei zehn eingesparten Stellen dann nicht bleiben könne. Was das für die Grünpflege im Stadtgebiet bedeuten wird? „Die Standards werden runtergesetzt, die Lebensqualität wird gemindert“, so Polenz. Denn eine weitere Arbeitsverdichtung bei dem verbleibenden Personal sei nicht möglich. „Da wurde in den Vorjahren schon reichlich optimiert.“
Ein weiteres wichtiges Thema wurde ebenfalls angesprochen: Seit Mitte 2011 fehlen in den elf städtischen Kindertagesstätten die hauswirtschaftlichen Kräfte, die beim Verteilen des Essens helfen und sich während der Mittagsmahlzeit um die Kinder kümmern. Diese Tätigkeiten waren bis Mitte des Jahres im Rahmen von Arbeitsförderungsmaßnahmen von der Arbeitsagentur finanziert worden. Nach Ende der Förderung wurde kein Ersatz geschaffen. „Nun muss das pädagogische Fachpersonal diese Aufgaben übernehmen, was zu Lasten der pädagogischen Arbeit geht“, beklagte Gerd Jankowski. Der Personalrat habe frühzeitig Alternativen vorgeschlagen, z. die Beschäftigung von 400 Euro-Kräften. Warum noch nichts passiert ist? „Wüssten wir auch gern“, sagt Polenz. Es heiße, die Verwaltung müsse die Finanzierung noch klären.
Missstände im eigenen Betrieb, also der Stadtverwaltung, anzusprechen, ist geübte Praxis des Personalrats. Kritik von außen aber weist er vehement zurück und verwehrt sich öffentlich gegen Behauptungen, wie sie von der Gladbecker CDU in einem Weihnachtsschreiben an die eigenen Mitglieder geäußert wurden. Darin heißt es u.a., die Verwaltung verzettele sich in sozialen, aber auch in anderen Bereichen. Polenz: „Das weist darauf hin, dass die CDU nicht ansatzweise das Engagement und die gute Arbeit des städtischen Personals in Zeiten knapper Finanzen würdigt.“ Geradezu „eine Unverschämtheit“ sei der Vorwurf, das Personal gehe verantwortungslos mit Steuergeldern um. Gemeint sind die um 3,2 Mio Euro extrem gestiegenen Kosten für Hilfen zur Erziehung.