Gladbeck.

Das dicht besiedelte Stadtgebiet Gladbecks bietet nur wenig Platz für Windenergieanlagen: Lediglich drei großräumige Flächen für maximal je zwei Windräder kommen in Gladbeck in Betracht.

Zu diesem Ergebnis kommt nach einem Prüfverfahren ein Dortmunder Gutachter im Auftrag der Stadt. Inzwischen wurde ein entsprechendes Planungsverfahren auf den Weg gebracht, um diese Flächen festzuschreiben.

Die drei gefundenen Flächen sind ein Gelände nordöstlich des Innovationszentrums Wiesenbusch, ein Gelände südwestlich von Alt-Rentfort und Teile der Mottbruchhalde in Brauck. Alle anderen Freiflächen in Gladbeck, auch der Bereich rund um die Breiker Höfe, kommen vor allem wegen der einzuhaltenden Mindestabstände zu Siedlungen (450 Meter) und zu Einzelwohngebäuden (300 Meter) nicht in Betracht, so der Gutachter. Neben Häusern und Siedlungen seien auch Freileitungen und Richtfunkstrecken zu beachten, so der Experte – was die Installation von Windenergieanlagen in Stadtgebieten sehr einschränke. Auch müsse beachtet werden, dass an der Stadtgrenze die gleichen Mindestabstände für Gebäude in eben diesen Nachbarstädten gelten.

Das Szenario gilt für Windräder mit einer Gesamthöhe von 150 Metern, bei einer Nabenhöhe von 100 Metern. Diese Anlagen bringen bis zu 3 MW Leistung. Sie sind etwas größer als die beiden Windradanlagen auf der benachbarten Halde Scholven, die ungefähr 136 Meter hoch sind und 2,3 MW Strom produzieren.

Obwohl das planungsrechtliche Verfahren noch nicht zu Ende ist, liegen der Stadt bereits Anträge zur Errichtung von drei Windkraftanlagen vor. Ein Antrag bezieht sich auf die landwirtschaftliche Fläche südwestlich von Rentfort, wo die SL Windenergie GmbH eine Ersatzanlage für das Windrad an der Bottroper Straße errichten will (Repowering-Verfahren). Die Alt-Anlage, die aus den 90er Jahren stammt, 87 Meter hoch ist und „nur“ 0,5 MW Leistung bringt, soll zurück gebaut werden, wenn sie durch die neue, moderne Anlage ersetzt ist. Sie wird 150 Meter hoch sein und 2,3 MW Leistung haben. Die Investition liegt bei 3,2 Mio €.

Initiator Klaus Schulze-Langenhorst will die Anlage als Bürgerenergie-Projekt, ähnlich den Bürgersolar-Anlagen, errichten und Beteiligungsmöglichkeiten für interessierte Gladbecker anbieten. Das Projekt soll möglichst noch in diesem Jahr realisiert werden. Die Verwaltung hält das für machbar, obwohl das Planungverfahren zur Ausweisung von Flächen für Windkrafträder noch nicht abgeschlossen ist. Das SL-Vorhaben passe zu den vom Gutachter genannten Planungszielen.

Anders ist die Situation mit dem Antrag der Mingas-Power GmbH (eine Kooperation von RWE und Evonik), die auf der Mottbruchhalde zwei 3-MW-Anlagen (ebenfalls je 150 Meter hoch) errichten will. Hier empfiehlt die Stadt dem Kreis, der zuständige Genehmigungsbehörde ist, eine Zurückstellung. Auch der RVR habe Bedenken, berichtet Stadtbaurat Carsten Tum. Es bestehe ein Interessenkonflikt, da die Halde eigentlich als Freizeitlandschaft nach Schüttungsende gedacht sei. Auch stünden Windräder konträr zu der Absicht, eine „Landmarke“ auf die Halde zu setzen. Zunächst müsse Klarheit über die Planungsziele geschaffen werden, so der Stadtbaurat.

Im Bau- und Planungsausschuss stießen die Windrad-Pläne grundsätzlich auf Zustimmung. Es sei gut, das Thema zu objektivieren, um mögliche Flächen eng einzugrenzen, auf denen Windkraft machbar sei. Allerdings, so merkte die Politik an, sei es gut, die wenigen Flächen zu nutzen, damit Gladbeck hier einen kleinen Beitrag in Sachen Öko-Strom leiste.