Gladbeck. .

Das neue Jahr bringt wenig Neues in punkto Arbeit, man könnte auch sagen: In Gladbeck bleibt leider alles, wie es seit langem ist. Die Arbeitslosen-Quote, die schon seit Jahren nicht mehr unter 11 Prozent sinkt, pendelt sich zum Jahreswechsel erneut auf 12 Prozent ein, die leichte Steigerung um 0,2 Prozent ist saisontypisch, also dem Winterwetter geschuldet. Und der Blick zurück bis ins Jahr 1998 belegt deutlich: Arbeitslosigkeit ist und bleibt ein dauerhaftes Problem in der Stadt. Damals zählte man 4639 Arbeitslose (bei 78.357 Einwohnern), jetzt sind aktuell 4.365 Männer und Frauen ohne Beschäftigung (bei rund 75.000 Einwohnern).

Im Vergleich mit den direkten Nachbarstädten fällt auf: Gladbeck scheint vom Strukturwandel mehr gebeutelt, kommt schlechter aus dem Tief heraus. Denn in Gelsenkirchen und Bottrop verlief die Entwicklung etwas anders, gingen die Arbeitslosenzahlen über die Jahre bei ebenfalls sinkender Einwohnerzahl um jeweils einige tausend zurück. Gelsenkirchen verzeichnet eine Reduzierung von 20.152 auf 17.649, Bottrop von 6.917 auf 4.939.

Was haben die, was Gladbeck nicht hat? Ein Erklärungsansatz von Agenturchef Luidger Wolterhoff: Bottrop (Arbeitslosenquote 8,4 %) profitiert eindeutig vom Zuzugsstandort Kirchhellen, bevorzugtes Wohngebiet von Gutverdienern in sicheren Jobs. Ein anderer Erklärungsversuch von Agentur-Pressesprecher Miachel Kinzler: „Viele Gladbecker, die Arbeit haben, pendeln aus nach Essen und Umgebung.“

Tatsache ist aber auch: Der Sockel der Langzeitarbeitslosen in Gladbeck scheint betonfest mit aktuell 3587 - das sind gut 75 Prozent aller Arbeitslosen! Darunter ist der Anteil der Ausländer mit 25,3 Prozent extrem hoch wie auch der Anteil der arbeitslosen Menschen über 50 Jahre, die 22,9 Prozent in der SGB-II-Statistik ausmachen. Die Ursachen dafür sind bekannt: Mangelnde Qualifikation undd/oder fehlende Sprachkenntnisse bei ausländischen Arbeitnehmern, die zudem oft nur angelernt sind. Bei Personalabbau verlieren sie als erste den Job. Ältere Arbeitslose sind ebenfalls ein schwieriges Vermittlungsklientel, weiß Pressesprecher Kinzler: „Es gibt bei Arbeitgebern eine Hemmschwelle, sie einzustellen. Wir werden uns künftig noch stärker darauf konzentrieren, die berufliche Erfahrung und Qualifikation herauszustellen. Vor allem mit Blick auf den Fachkräftemangel.“

3587 sind „Kunden“ im Jobcenter

In der Statistik der Agentur für Arbeit werden alle Arbeitslosen gezählt – „Kunden“ der Agentur sind aber nur die Kurzzeitarbeitslosen, also wer weniger als ein Jahr ohne Arbeit ist. Aktuell sind das 778 Personen von den insgesamt 4365 arbeitslosen Gladbeckern. Alle anderen 3587 erhalten Leistungen im Rahmen von Hartz IV und sind „Kunden“ der Jobcenter, die seit 2005 von den Argen gemeinsam mit der Arbeitsagentur, seit Anfang Januar nun von Kreis und Stadt in Eigenregie betreut werden. Der Wechsel zum Jahreswechsel verlief bislang problemlos, so eine erste Einschätzung im Kreis.

Als Optionskommune hofft Gladbeck, Förder- und Qualifizierungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose künftig gezielter für den Arbeitsmarkt und Bedarf entwickeln und daran anpassen zu können.

Arbeitsagenturchef Luidger Wolterhoff hätte sich allerdings eine Weiterführung der Argen gewünscht. „Es lief gut.“ Er geht aber davon aus, dass es weiterhin Gespräche zwischen Arbeitsagentur und Kommunen geben wird.