Gladbeck.
Wenn die kleine Katja bei Modenschauen im damaligen Kolpinghaus mit ihrem glockenhellen Stimmchen „Schön ist es, auf der Welt zu sein“ schmetterte, musste manche Besucherin ein Tränchen verdrücken. Fast 40 Jahre später kann sie immer noch zu Tränen rühren, mit einem „Ave Maria“ bei kirchlichen Trauungen zum Beispiel.
Hauptberuflich arbeitet Katja Slawitsch als Realschullehrerin, unterrichtet in der Nachbarstadt Gelsenkirchen Biologie und Musik. Ein Beruf, der ihr Spaß macht, aber wenn sie ganz ehrlich ist: Lieber hätte sie ihre große Leidenschaft, den Gesang, zur Profession gemacht. Es ist ihr Hobby geblieben, das sie allerdings durchaus semi-professionell betreibt.
Dabei wurde ihr Gesangstalent – von Roy Blacks Schnulze im Kolpinghaus abgesehen – eigentlich relativ spät entdeckt. 15 Jahre stand sie vor allem als Ballett-Tänzerin auf der Bühne. Vom fünften Lebensjahr an nahm sie Ballett-Unterricht, zuerst an der Musikschule der Stadt Gladbeck, dann wechselte sie mit der damaligen Lehrerin Adele Zurhausen in deren Privatschule nach Bottrop. Auch schon mit fünf Jahren bekam sie Orgelunterricht, sattelte als 15-Jährige aufs Klavier um, lernte zusätzlich Gitarre. Erst während ihres Studiums in Essen wurde ein Professor auf ihren schönen Sopran aufmerksam und animierte sie, klassischen Gesang zu ihrem Hauptfach zu machen. Und so konnte sie schon während ihres Studiums im Opernensemble der Hochschule erste Bühnenerfahrungen im Opernfach sammeln.
Beim „Jungen Podium Studiobühne NRW“ bekam sie weitere Chancen, ihr Können zu beweisen. Sie trat nicht nur in Konzerten auf, sondern sang zum Beispiel in der Rossini-Oper „Aschenputtel“ die Stiefmutter und in Mozarts Zauberflöte die 1. Dame und sogar die „Königin der Nacht“.
Der Besuch des Musicals „Tanz der Vampire“ in Berlin vor einigen Jahren weckte Katja Slawitschs Interesse auch für dieses musikalische Genre. Ihre Gesangslehrerin Meral Alper, bei der sie noch heute einmal wöchentlich Unterricht nimmt, schulte sie in der der dafür notwendigen Gesangstechnik – und schon wenig später begeisterte sie die Jury bei einem Casting mit ihrer „professionellen Stimme“ und bekam im Rahmen einer Musicalshow zu Silvester einen Soloauftritt im Düsseldorfer Robert-Schumann-Saal.
Ihre neue Leidenschaft teilt Katja Slawitsch mit der Gladbecker Kirchenmusikerin Katharina Naglav. Gemeinsam haben die Frauen ein Musical-Programm mit Highlights aus den gängigen Produktionen erarbeitet, mit dem sie die Besucher im ablaufenden Jahr zum Beispiel beim Gourmetfest in Haltern und beim Dorstener Lichterfest begeisterten.
Dass sie mit diesem Programm auch den Nerv jüngerer Leute treffen, hatten sie zuvor mit Katja Slawitschs Schülerinnen und Schülern getestet. Die fanden den Auftritt so cool, dass sie sogar „drohten“, ihre Lehrerin als Kandidatin für Dieter Bohlens „Supertalent“ anzumelden. Da könnte sich die Sängerin allerdings eher die Konkurrenzsendung „The Voice of Germany“ vorstellen, „weil es da nicht auf eine möglichste rührselige Lebensgeschichte der Kandidaten ankommt, sondern wirklich nur die Stimme entscheidend ist“. Wer weiß, vielleicht hören und sehen wir Katja Slawitsch ja in einer der nächsten Staffeln.
Dem klassischen Gesang ist Katja Slawitsch trotz dieser neuen Leidenschaft fürs Musical treu geblieben. Als Solistin wird sie beispielsweise immer wieder vom Förderverein der Christus-König-Kirche verpflichtet, und auch in ihrer Heimatgemeinde Heilig Kreuz freut man sich über ihre Auftritte – am nächsten Sonntag, 8. Januar, ab 17 Uhr ist sie dort wieder zu hören, begleitet von Katharina Naglav an Klavier und Orgel.
Bei dieser Ersatzveranstaltung für das am 4. Adventssonntag aus Krankheitsgründen ausgefallene Weihnachtskonzert bieten die beiden Musikerinnen ein abwechslungsreiches Programm: Klassisches Liedgut von Mozart und Rutter trifft auf Opernarien von Händel und Humperdinck, Gospelmusik auf Evergreens und moderne Songs. Der Eintritt ist kostenlos.