Gladbeck.

. Wie viele Satellitenschüsseln es auf Gladbecker Dächern und an Hausfassaden gibt, weiß vermutlich kein Mensch. Bald werden es aber deutlich weniger sein.

Wie berichtet, hat die GWG, die Gladbecker Wohnungsgesellschaft, allen ihren 2000 Mietern ab November einen Kabelanschluss über Gelsen-Net zur Verfügung gestellt – und diejenigen, die bisher via Satellit Fernsehen empfangen haben, gebeten, die grauen Schüsseln zu entfernen. Als einen Grund nannte Prokurist Thomas Balke die attraktivere Außenansicht und bessere Vermietbarkeit der Immobilien. Rechtlich ist die GWG mit ihrem Kabelangebot an die Mieter auf der sicheren Seite.

„Zwangsverkabelung“ nennt die Fraktion Soziale Liste diese Maßnahme jedoch, die bei einem Teil der Mieterschaft erhebliche Proteste ausgelöst hatte. Denn zum einen wird der Kabelanschluss bei den Mietnebenkosten mit elf Euro berechnet, zum anderen sind viele ausländische TV-Programme nur über einen kostenträchtigen Zusatzvertrag mit Unity-Media zu empfangen. „Günstig“ sei dieser Kabelanschluss auch nicht, so die Fraktion Soziale Liste, die das Thema auf die Tagesordnung des Haupt- und Finanzausschusses in dieser Woche setzen ließ.

Vermutlich wäre es dort aber gar nicht zu einer größeren Diskussion gekommen, wenn nicht eine Stellungnahme von GWG-Geschäftsführer Dirk Miklikowski die Gemüter der Gladbecker Politiker erbost hätte. Nicht wegen der Begründung – „die teilweise unterträglichen Zustände an den Gebäuden der GWG aufgrund der Satellitenanlagen führen zu einer Belastung in der Vermietungssituation, da der optische Eindruck verheerend ist“ –, sondern wegen anderer Ausführungen. Der Geschäftsführer äußerte deutliches Erstaunen und Unmut darüber, dass diese unternehmerische Entscheidung für die Wohnungsgesellschaft überhaupt zum Thema in einem politischen Gremium gemacht werde. Wenn eine politische Beteiligung notwendig sei, so Miklikowski, dann sei diese durch den (politisch besetzten) Aufsichtsrat der GWG erfolgt, der den Vertragsabschluss mit Gelsennet begleitet und beschlossen habe.

Das sehen die Gladbecker Politiker, die immer schon gern in die laufenden GWG-Geschäfte eingegriffen haben, anders und kritisierten in der nicht öffentlichen Sitzung Ton und Stil des Schreibens. An der Sache des Kabelanschlusses für die Mieter ändert das allerdings nichts.

Die Deutsche Annington kündigte nun an, dass alle 170 000 Wohnungen an das neue Glasfasernetz der Telekom angeschlossen würden. Dies werde ab 2012 nach und nach umgesetzt. In Gladbeck hat die Annington 3400 Wohnungen. Bisher hatte die Wohnungsgesellschaft Verträge mit Unity-Media.