Gladbeck.

„Wenn ich an Gladbeck denk’, fällt mir immer Weihnachten ein, denn wir fahren Jahr für Jahr zum Fest in meine alte Heimat.“ Für Prof. Dr. Ralf Ludwig, alter Zweckeler Junge, der seit sieben Jahren in Rostock lebt, steht das gemeinsame Weihnachtsfest mit Eltern und der Familie seines Bruders oben auf der Prioritätenliste.

„Wenn genug Zeit bleibt, besuchen meine Frau und ich noch Freunde aus der Schul- oder Zivildienstzeit.“ Ludwig wuchs im Schatten der Phenolchemie auf, sein Elternhaus steht an der Dechenstraße. „Ich kann mich noch gut an das Unglück auf der Phenolchemie 1973 erinnern, da waren wir für einen Tag sogar evakuiert – zu Verwandten an der Lortzingstraße.“

Sein Abitur machte er am Heisenberggymnasium. „Da denk’ ich oft an meinen Physiklehrer Manfred Nicht.“ Die Chemie und Physik, die er dort lernte, haben wesentlichen Einfluss auf seine Karriere gehabt, erzählt Ludwig, der nach dem Abi Physik an der RWTH Aachen studierte. Seit dieser Zeit, ab 1982, wohnt er nicht mehr in seiner Heimatstadt Gladbeck.

Das „tolle Freibad“ kommt dem heute 50-Jährigen auch oft in den Sinn, wenn er über Gladbeck sinniert. „Das ist für eine Stadt wie Gladbeck verhältnismäßig groß und beeindruckend.“ Sportlich hatte es ihm in seiner Jugend allerdings der Volleyball angetan, den er beim VfL spielte. „Später trainierte ich sogar die Damenmannschaft, das war ein besonderes Vergnügen“, erinnert sich Ludwig, der 1988 sein Studium abschloss, während der Hochschulzeit aber vieles „nebenbei“ machte, u.a. war er auch Mitarbeiter der WAZ Gladbeck. Aber auch politisch betätigte er sich: nachdem er Sprecher der Juso-Hochschulgruppen in NRW war, engagierte er sich während der Zeit seiner Doktorarbeit im Juso-Bundesvorstand, wurde 1991 erster gesamtdeutscher Vorsitzender der Jungsozialisten.

„Ohne die Unterstützung der Familie in Gladbeck hätte ich mir diese ,Ausflüge’ nicht erlauben können.“ Danach zog es den Diplom-Physiker für fast zwei Jahre nach Madison/Wisconsin in die USA. Erst dort fiel die Entscheidung gegen die Politik und für eine wissenschaftliche Karriere. „Danach war ich fast zehn Jahre lang als Habilitand und als Privatdozent an der Universität Dortmund aktiv.“ Vor sieben Jahren wechselte er zur Universität Rostock, wo er am Institut für Chemie Lehrstuhlinhaber in der Abteilung für Physikalische Chemie ist.

Seine Erinnerungen an Gladbeck sind aber immer noch lebhaft. „Da denk’ ich oft an das Bonhoeffer-Haus, wo wir als Jugendliche unser Domizil über allerhand politisch-kulturelle Aktivitäten hatten.“ Auch seine Zeit als Zivi beim Seniorensportverein Sport für betagte Bürger möchte er nicht missen. „Das hat mir viel gegeben damals.“ Kein Wunder, dass seine Bindungen nach Gladbeck immer noch rege sind. „In Gladbeck, da bin immer noch zu hause.“

Über seine Bindungen nach Gladbeck freut sich Ralf Ludwig sehr. Zu seinem 50. Geburtstag in diesem Jahr hatte sich eine große Gruppe der „Gladbecker Kolonie“ auf den langen Weg an die Ostsee gemacht, berichtet er. „Was ich überhaupt an Gladbeck und dem Ruhrgebiet schätze, das ist die Direktheit und Solidarität der Menschen.“