Gladbeck. . Talk am Turm im Martin Luther Forum - die jüngste Ausgabe wurde von Journalist Werner Conrad moderiert und drehte sich um ein sensibles Thema: Organspende.

„Wir haben in diesem Land Wartelisten für alle lebenswichtigen Organe. Drei bis vier Menschen auf diesen Wartelisten sterben täglich. Das sind rund 1000 pro Jahr.“

Prof. Dr. Eckhard Nagel hatte nicht nur diese Fakten parat, als er am Montagabend im Martin Luther Forum Ruhr zum Thema Organspende zu Gast war.

Der Talk am Turm widmete sich also einem äußerst sensiblen, einem zudem äußerst öffentlichkeitswirksamen Thema. Moderiert von Journalist und Ex-WAZ-Redakteur Werner Conrad informierten und diskutierten mit Prof. Eckhard Nagel, Ärztlicher Direktor des Uni-Klinikums Essen, und mit dem Ex-Patienten Klaus Baumert zwei ausgewiesene Experten. Der Erste als medizinische Kapazität auf diesem Gebiet und auch als Mitglied des Deutschen Ethikrates; der Zweite als Betroffener: Denn Klaus Baumert aus Castrop-Rauxel erhielt im Jahr 2008 am Essener Uni-Klinikum ein Spenderherz.

„Ohne diese Transplantation würde ich nicht hier sitzen“

Als Klaus Baumert im gut besuchten Luther Forum formulierte „Ohne diese Transplantation würde ich nicht mehr leben und hier sitzen“, wurde das Thema Organspende hautnah spür- und greifbar.

„Es gibt eine Pflicht für unsere Gesellschaft, sich mit diesem Thema zu befassen“, argumentierte Prof. Nagel. Der Mediziner bezog selbst glasklar Position dazu: Er votiert für die so genannte Entscheidungslösung. Jede(r) sollte sich frühzeitig im Leben und in aller Ruhe entscheiden, ob er/sie Organe spenden und einen entsprechenden Ausweis ausfüllen und mit sich tragen will. Denkbar sei auch ein entsprechender Vermerk auf der individuellen Krankenkassen-Versicherungskarte.

Steinmeiers Nierenspende rückte das Thema erneut in den Blickpunkt

Entscheidungslösung, (erweiterte) Zustimmungslösung, Widerspruchslösung - das Thema Organspende birgt bekanntlich zahlreiche Details. Ein neues Gesetz ist in Vorbereitung. In den jüngsten Debatten des Bundestages dazu war der Fraktionszwang bekanntlich aufgehoben worden; es gibt fraktionsübergreifende Gesetzes-Initiativen. Und die Nierenspende von Ex-Außenminister Frank-Walter Steinmeier für seine Frau hat dem Thema und der Diskussion darüber bundesweit neue Aufmerksamkeit verliehen.

Klaus Baumert aus Castrop-Rauxel: „Ich will etwas zurückgeben.“ Foto: Heinrich Jung / WAZFotoPool
Klaus Baumert aus Castrop-Rauxel: „Ich will etwas zurückgeben.“ Foto: Heinrich Jung / WAZFotoPool © WAZFotoPool

All das kam am Montagabend im Luther Forum zur Sprache: Und die Darlegungen von Klaus Baumert machten zugleich immer wieder deutlich, dass nach einer erfolgreich verlaufenden Transplantation das Thema für die jeweiligen Menschen und ihr soziales Umfeld keineswegs abgehakt ist. Das gesamte Leben, der gesamte Lebenszuschnitt müssen ja neu geordnet werden. Klaus Baumert hat eine Selbsthilfegruppe gegründet; er will „etwas zurückgeben“, sagt er. „Ich habe mich zuvor in meinem Leben nicht mit dem Thema Organspende befasst. Auch ich hatte keinen Organspendeausweis. Ich habe mein Leben jemandem zu verdanken, der anders gehandelt hat und der eine bewusste Entscheidung für die Organspende getroffen hat.“