Gladbeck. . Anleger sind weniger risikobereit und verzichten lieber auf hohe Renditen. Das ist ein Ergebnis einer kleiner Umfrage zum Weltspartag.
In Europa wird gerade mit Milliarden jongliert, in Gladbeck trägt Anna (5) brav ihre Spardose mit 20 Euro zur Sparkasse. Gestern war Weltspartag – macht der eigentlich noch Sinn?
„Na klar“, sagt Sparkassendirektor Walter Piétzka. „So wie Kinder laufen und sprechen lernen, müssen sie den Umgang mit Geld üben. Sparen bedeutet in erster Linie Verzicht auf kurzfristigen Konsum zugunsten längerfristiger Ziele – sei es für den Notfall, für eine größere Anschaffung oder als Altersvorsorge. Das müssen schon Kinder lernen, sonst haben sie es später im Leben schwer.“
Anna spart für ein Barbie-Traumschiff – ob ihr Geld auf dem Konto Zinsen bringt, ist natürlich nicht ihr Thema. Und ähnlich verhalten sich in Zeiten der Euro-Krise gerade auch viele erwachsene Sparkassenkunden, stellt Walter Piétzka fest: „Seit einem Jahr geht der Trend eindeutig hin zu kurzfristig geparktem Geld, also auf Tages- oder Festgeldkonten, obwohl die Erträge dabei nicht einmal die Inflationsrate kompensieren. Dass sie real also Geld verlieren, interessiert die Leute dabei nicht.“ Allein auf Tagesgeldkonten liegen bei der Sparkasse zurzeit 55 Mio. Euro, doppelt so viel wie vor einem Jahr. Piétzka: „Bei einem Geschäftsvolumen von 750 Millionen ist das schon ein Batzen.“
Verunsicherung angesichts der Eurokrise spielt bei der Entscheidung für kurzfristige Anlagen sicher eine große Rolle. Piétzka: „Die Sparer wollen einfach jederzeit über ihr Geld verfügen können. Das Erstaunliche aber ist, dass es oft jahrelang auf diesen Konten liegt.“ Mit rationalen Argumenten seien viele Sparer derzeit nicht zu erreichen, beobachtet der Fachmann: „Da ist viel Emotionalität im Spiel. Die Menschen entscheiden zunehmend nach ihrem Bauchgefühl.“
Dabei bleibe die Logik häufig außen vor, sagt der Sparkassendirektor: „Bei den Stichworten Aktien, Investment- oder Immobilienfonds laufen die Leute weg, interessieren sich aber für Gold, eine hochspekulative Anlage. Das grenzt schon an Schizophrenie.“ Bei der Sparkasse hat sich die Nachfrage nach dem Edelmetall binnen Jahresfrist verdoppelt, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau.
Deutlich risikoscheuer seien die Kunden bei der Geldanlage geworden, hat auch Uwe Rotzoll, Bereichsleiter Privatkunden bei der Volksbank Ruhr Mitte, festgestellt. „Die Nachfrage nach Fonds und ähnlichen Anlagen mit größeren Renditechancen ist gesunken. Sicherheit und Liquidität stehen für die Kunden ganz oben.“
Und die Anleger selbst? Sie bestätigen das, was die Finanzfachleute beobachten: „Der Zinssatz sollte zwar stimmen, aber riskant darf die Anlage trotzdem nicht sein“, sagt Simone Naumann. „Keine Experimente“ macht Hans-Joachim Knobloch. „Ich stecke das Geld zwar nicht unters Kopfkissen, aber nehme lieber geringere Zinsen als ein Risiko in Kauf.“ Konservative Anleger seien sie immer schon gewesen. Da hätten sie ihr Sparverhalten in Zeiten der Krise nicht verändern müssen, verraten uns Omed und Holger Münnich. Sachwerte, sprich Immobilien, sind ihre bevorzugte Anlageform. Und der dreijährige Sohn Noah, der soll so früh wie möglich den Umgang mit Geld lernen.