Die Politik im Land sei die richtige Adresse für Kritik an der Reform der Polizei, machte der Vorsitzende der Kreisgruppe der Polizeigewerkschaft Karl-Heinz Schmidt auf der Mitgliederversammlung in Gladbeck deutlich.
Beklatscht wird die Strukturreform der Polizei in NRW von der Gewerkschaft der Polizei beileibe nicht. Doch ein Insider, der seine Kritik anonym an die Öffentlichkeit bringt, findet auch keine Zustimmung. Harsche Worte richtete GdP-Kreisgruppenvorsitzender Karl-Heinz Schmidt auf der Mitgliederversammlung der Kreisgruppe Bottrop/Gladbeck an den „Anonymus”, der in beiden Städten eine auch politische Debatte über die Polizeipräsenz ausgelöst hat. „Diese größtenteils polemischen Äußerungen waren kontraproduktiv”, schalt der Vorsitzende. Jeder müsse sich seiner Verantwortung als Polizist bewusst sein und dürfe sich nicht für kurzfristige Wahlkampfziele der Parteien vor deren Karren spannen lasssen. Im übrigen hätten sowohl Politik und auch die Medien im Vorfeld der Reform wenig Interesse an den Sorgen der Polizei gezeigt, fügte er hinzu.
Allerdings ließ Schmidt keinen Zweifel daran, dass die GdP dieser Strukturreform sehr kritisch gegenübersteht. „Fakt ist, dass die Städte Gladbeck und Bottrop aus der jeweils anderen Stadt heraus betreut werden”, nannte er einen Nachteil. Die „neue Steuerung” sei ebenfalls fehl geschlagen, für einen Erfolg hätten mehr Leute eingestellt werden müssen. „Wir sind einfach zu wenig”. Der Zorn der Kollegen dürfe sich aber nicht gegen die Behörde selbst richten, sondern sollte an die Politik in Düsseldorf gehen. Wobei klar sein müsse, dass es keinen Weg zurück zu den alten Strukturen geben werde. „Das ist jetzt in Stein gemeißelt”, sagte Schmidt.
Ebenfalls an die Politik im Land richtet Bezirksvorsitzende Thomas Höhner seine Kritik. Durch Änderungen im Personalvertretungsrecht seien Mitbestimmungsrechte des Personalrats abgebaut worden, so dass viele Versetzungen ohne dessen Einbeziehung geschehen seien. Ebenso hält er die Auflösung der Polizeidezernate, wie z.B. bei der Autobahnpolizei, nicht für ein Erfolgsmodell.
Einen Appell in eigener GdP-Sache richtete Versammlungsleiter Klaus Dyba an die Kollegen, die nicht da waren. „Wo sind die Aktiven, die jungen Kollegen?”, fragte der Pensionär, der sich noch gut an die 50/60 er Jahre erinnert, als eine mitgliederstarke Polizeigewerkschaft erfolgreich für bessere Arbeitsbedingungen gekämpft hatte.