Gladbeck.

Eigentlich hat Raimund Otremnik nichts am Hut mit Gastronomie. Doch das Kneipensterben, insbesondere in Brauck, ließ den gebürtigen Essener keine Ruhe. Seit September lädt der 55-jährige Hauseigentümer auf „Otti’s Alm“.

Otremnik lebt seit 1997 in Gladbeck - in Butendorf. Nachdem der dritte Pächter der ehemaligen Gaststätte Haus Kamphowe an der Horster Straße hingeschmissen hatte, entschied er sich, selbst den Zapfhahn zu übernehmen.

Otremnik ist von Hause aus Betriebswirt, arbeitete bis 2001 sein Berufsleben lang im ehemaligen Essener Recyclingwerk Olsberg, dessen Geschäftsführer er in den letzten Jahren war. Nach der Insolvenz der Firma, die in den Pleitestrudel des Mutterunternehmens geraten war, gründete Otremnik seine eigene Firma, die Metal Market Place GmbH, und betätigte sich selbstständig auf seinem alten Terrain, in der Metallbranche. „Aber seit der Finanzkrise 2008 lass ich die Finger davon.“ In der Folge ging er mit seiner Firma neue Wege und machte in Immobilien.

So erwarb er von der Familie Dieckmann auch das Haus Horster Straße 407b mit der Traditionsgaststätte Haus Kamphowe, die die Eheleute Ursula und Heinz Dieckmann Jahrzehnte bis zum Ruhestand erfolgreich geführt hatten. Otremnik musste jedoch nach dem dritten Pächterverlust erkennen, dass sich die alte Gaststättenkultur offenbar überlebt hat. „Zumindest in den Stadtteilen“, so der Unternehmer. „Mit Gaststätten im traditionellen Sinne, wie es Kamphowe immer war, hat man heute wirtschaftlich keine Chancen mehr.“

Seine Strategie: Themengastronomie. „Mit einem speziellen Thema, mit speziellen Angeboten, mit Essen und Trinken, kann man die Leute noch erreichen“, meint Otremnik, der sich kurzerhand entschied, mit seiner Firma MMP die Kneipe zu betreiben, auch, „um etwas für den Stadtteil zu tun“. Denn mit dem alten Konzept würde man es nicht mehr schaffen, die Gaststätte zu beleben. Leerstand drohte.

Die Lösung also Themengastronomie: Bayerisch-österreichisches Ambiente mit entsprechenden alpenländischen Angeboten auf der Karte. „Otti’s Alm“ war geboren, auf die Otremnik („Otti“ ist seit frühester Jugend sein Spitzname) seit Anfang September lädt. Zum neuen Konzept habe freilich auch gehört, sich von dem Traditionsnamen „Kamphowe“ zu trennen.

Nach knapp zwei Monaten zieht Otremnik eine positive Zwischenbilanz. „Die Leute nehmen das hier an“, freut sich der Quereinsteiger. Inzwischen kommen die Kegelclubs zurück, kommen Vereine, finden Klassentreffen statt. Sonntagmorgens gibt es wieder einen Frühschoppen (mit anschließendem Mittagstisch), weitere Angebote wie Tanztee sind in Vorbereitung. Selbst Beerdigungskaffees will Otremnik wieder ermöglichen.

Die „Alm“ betreibt Otremnik mit fünf Mitarbeitern, darunter zwei Köchinnen. Er selbst steht auch schon mal hinter der Theke steht, aber auch sonst unterhält er die Gäste. „Schließlich hab’ ich privat schon immer gern Gäste gehabt.“ Das Thema Bayern komme wohl an, so sein Fazit. „Es ist noch Leben in Brauck.“