Gladbeck.

Die Familie Rensing wohnt an einer Straße, die es in Gladbeck gar nicht gibt - an der Brandenheide. Der Hof Rensing steht im westlichsten Zipfel des Stadtgebietes, die Stadtgrenze liegt bei den Rensings vor der Tür.

„Wir müssen immer über Bottroper beziehungsweise Grafenwälder Gebiet,um den Hof zu verlassen“, erzählen Ulla und Remi Rensing – bereits die Brandenheide ist Bottroper Stadtgebiet. Gemeinsam mit Tochter Magdalena, Mutter Helli Rensing und Hund Mickey bewohnen die Rensings an der Bran-denheide 22-24 Gladbecks westlichstes Haus.

Es liegt in Rentfort, aber weit draußen, jenseits von Flachglas und der A 31. Eigentlich ist der Hof Rensing ein Gebäudeensemble, mit Stammhaus, Ställen und neuem Wohnhaus. „Den Hof gibt es seit den 1840er Jahren“, weiß Remi Rensing. In der dritten Generation heißt er Rensing. „Vorher Westhoff, mein Opa Bernhard, der aus Borken stammt, hat hier eingeheiratet.“ Historisch war der Hof eine Kötterstelle, heute betreibt Remi Rensing, der Kfz-Meister ist und als Werkstattleiter in Kirchhellen arbeitet, den Hof im Nebenerwerb. Vater Berthold, der vor zwei Jahren verstarb, hatte den Hof noch bis vor 20 Jahren als Vollerwerbsbetrieb geführt.

15 Hektar ist er groß - inzwischen. Denn neun Hektar Pachtflächen gingen den Rensings verloren - auf Gladbecker Seite durch die Schaffung des neuen Gewerbegebietes Heinrich-Hertz-Straße, auf Grafenwälder Seite durch Ausweitung des Gewerbegebietes Hegestraße. Vor vier Jahren strukturierten die Rensings nicht allein deshalb ihren Hof um, von der Milchwirtschaft mit 30 Kühen hin zur Rinderzucht, die nicht so arbeitsintensiv ist. Die Schweinemast wurde verpachtet. Auf den Ackerflächen werden Mais und Heu angebaut - in der Hauptsache für die eigene Rindermast.Und die Rensings machen in Photovoltaik. „Das ist ein neues, zusätzliches Standbein.“ Inzwischen sind 600 qm Dach mit Solarmodulen bestückt - 75 kW Strom werden damit produziert.

Die Rensings, die nur mit Bottroper Vorwahl telefonisch zu erreichen sind, führen ein Leben an der Stadtgrenze. Die umgibt den Hof in einem großen Bogen. „Wenn auch Grafenwald näher ist, wir sind voll und ganz Gladbecker“, erzählt Ulla Rensing. Tochter Magdalena besuchte die Josefschule, später das Rats, während Mutter Helli früher jahrelang den Kiga Grafenwald leitete. Ulla Rensing selbst war schon eine Grenzgängerin, bevor sie auf den Hof einheiratete: Sie kommt aus Zweckels Norden, nahe Feldhausen.

Zu den „Wöllern“, wie die Grafenwälder genannt werden, habe man ein gutes Nachbarschaftsverhältnis. Das fängt schon mit den Nachbarn auf der anderen Straßenseite an, mit denen man sich regelmäßig zweimal im Jahr zum Osterfeuer und Glühweintrinken trifft. „Das Osterfeuer müssen wir aber in Bottrop anmelden, da die Wiese auf der anderen Straßen- und Stadtseite liegt“, so Remi Rensing.

Ihre Briefe bekommen die Rensings von der Gladbecker Post, die WAZ Gladbeck vom Bottroper Boten. Schwierig wird’s, wenn Besucher das Navi nutzen, um zu ihnen zu gelangen: „Da muss man Bottrop eingeben.“ Nicht immer einfach das Leben draußen im Gladbecker Westen, „aber schön“, betonen die Rensings.

Hintergrund: Leben in den Stad tzipfeln

Vor der Familie Rensing ganz weit im Westen der Stadt stattete die WAZ Gladbeck in den vergangenen Wochen bereits zwei anderen Familien in den Zipfeln des Stadtgebietes einen Besuch ab: Der Familie Peter ganz im Norden an der Weiherstraße und danach der Familie Dolny-Pöller ganz im Süden an der Emscherstraße.