Gladbeck.

So viel Eintracht ist selten: Keine Nachfragen, keine Kritik, allein zwei Stimmen gegen die Entlastung des Vorstands wurden gezählt. Die Hauptversammlung der Pilkington Deutschland AG, die in Gelsenkirchen tagte, spiegelte ein unterm Strich gutes Geschäftsjahr wider.

Die Riege der Aktionäre war überschaubar, als Axel Wiesener als Vorsitzender des Aufsichtsrats und der bisherige Allein-Vorstand Jochen Settelmayer Bilanz zogen. „Das Umfeld war nicht leicht, aber die Gesellschaft hat sich wieder gut geschlagen“, befand Wiesener. Settelmayer bestätigte gegenüber der WAZ „die weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen“, gekennzeichnet durch weltweite Überkapazitäten und einer immer noch zurückhaltenden Nachfrage, die nach wie vor nicht auf dem Vorkrisenniveau von vor 2008 sei.

Dennoch konnten die Umsatzerlöse im Geschäftsjahr 2010/2011 um 18,9 auf 407,8 Mio Euro (+4,9 %) gesteigert werden. „Der Anstieg resultiert vorrangig aus einer mengenbasierten Umsatzausweitung bei veredelten Basisgläsern“, erläuterte Settelmayer. Das klassische Bauglas stagniere nach wie vor, auch wenn nach der schweren Rezession der Vorjahre Pilkington auch am Bau vom Wachstum 2010 profitieren konnte.

Ausgeprägt war die Nachfrage nach Solargläsern. Das Liefervolumen konnte in den wichtigen Segmenten Photovoltaik und Solarspiegel um über 30 Prozent gesteigert werden. Bei den Wärmedämmgläsern blieb die Nachfrage unter Vorjahresniveau, ebenso das Segment der Sicherheitsgläser. Auch der Bereich Sonnenschutzgläser war von Nachwirkungen der Rezession getrübt.

Nach dramatischen Einbrüchen erholte sich die Automobilsparte 2010 gut. Davon profitierte auch der Gelsenkirchener Glashersteller mit einem der vier Werke auch in Gladbeck. Die Umsatzerlöse der Pilkington Automotive GmbH konnten um 20,8 auf 303,9 Mio Euro gesteigert werden, der Jahresüberschuss der Sparte blieb allerdings mit 14,8 Mio um 700 000 Euro unter Vorjahresniveau. Settelmayer erklärte das mit Kostensteigerungen – von denen geht er für Energie und Rohstoffe auch für das laufende Jahr aus.

Als Ergebnis nach Steuern verbuchte die AG 40,1 Mio € nach 19,1 Mio € im Vorjahr. Entsprechend stieg die Gewinnabführung von 17,2 auf 38,1 Mio €. In Anlagen an drei Standorten hatte Pilkington im vergangenen Geschäftsjahr (Stichtag 30. Juni) 23,2 Mio € investiert. Die Belegschaft wuchs um 1 % – auf 1516 Mitarbeiter. Die profitierte im sechsten Jahr von einem gut sechseinhalbprozentigen Zuschlag aufs Jahresentgelt.

Knapp 500 Mitarbeiter zählt das Gladbecker Werk an der Hegestraße, das im Pilkington-Verbund seine Aufgaben „voll erfüllt hat“, so Settelmayer zur WAZ. Die Autoglas-Linie laufe in Volllast, die Bauglaslinie aus technischen Gründen nicht ganz. Hier werde Pilkington im nächsten Jahr eine Kaltreparatur durchführen und die Schmelzwanne modernisieren. Ein zweistelliger Millionenbetrag sei dafür vorgesehen. Damit könne die Produktionslinie künftig wieder in Vollast gefahren werden und 800 bis 850 t Basisglas Tagesleistung herstellen. Außerdem werde, so Settelmayer, die technische Fähikgeit erhöht, die Linie könne fortan höherwertiges Glas produzieren. Die Arbeiten sind ab April geplant und werden drei Monate dauern.

Unterdessen ist Dr. Christian Quenett, Leiter des Gladbecker Pilkington-Werkes, vom Aufsichtsrat der Pilkington Deutschland AG in den Vorstand des Unternehmens berufen worden.

Quenett, der seine Funktion als Leiter des Werks an der Hegestraße behalten wird, zeichnet künftig zusätzlich im Vorstand für die Produktion und die technischen Bereiche der gesamten Pilkington Deutschland AG mit Sitz in Gelsenkirchen verantwortlich. Vorstandssprecher bleibt Jochen Settelmayer.

Quenett wurde außerdem in die Geschäftsführung der Pilkington-Obergesellschaft, der Pilkington Holding GmbH, berufen. Settelmayer, der dort bereits Mitglied war, wurde zum Vorsitzenden dieser Geschäftsführung ernannt. Er löst an der Spitze der Holding Dr. Clemens Miller ab, der seit Juli zum Board der NSG Group berufen wurde, dem japanischen Unternehmen, zu dem Pilkington seit 2006 gehört.