Gladbeck. .

Die Aktionsgruppe Babynahrung hat die Woche vom 3.-9. Oktober zur Weltstillwoche erklärt. Stillen – ein Thema, das Nina Lülf besonders am Herzen liegt. Die Kinderkrankenschwester am St.-Barbara-Hospital, hat sich nebenberuflich zur Still- und Laktationsberaterin qualifiziert und erzählt im WAZ-Gespräch, warum ihr das Thema so wichtig ist und wie die geburtshilfliche Abteilung des Krankenhauses die Weltstillwoche nutzen will, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen.

Zunächst einmal: Was ist eine Laktationsberaterin?

Eine laktierende Brust ist eine Brust, die Milch gibt. Stillberaterin kann sich theoretisch jeder nennen, Laktationsberaterin ist ein geschützter Titel nach einem international anerkannten Examen.

Warum ist Ihnen das Thema Stillen so wichtig?

Weil es die natürliche Art ist, sein Kind in den ersten Lebensmonaten zu ernähren. Stillen hat gesundheitliche Vorteile für Mutter und Kind. Stillende Mütter haben ein deutlich geringeres Risiko, später an Brust- oder Unterleibskrebs zu erkranken. Ihr Uterus bildet sich schneller auf Normalgröße zurück, sie erreichen früher als andere wieder ihr Normalgewicht. Gestillte Babys erkranken seltener, weil ihr Immunsystem gestärkt wird. Sie neigen später weniger zu Übergewicht, um nur ein paar Vorteile zu nennen.

Wie sind Ihre Erfahrungen? Wollen die meisten jungen Mütter stillen?

Schätzungsweise jede vierte Frau lehnt es ab zu stillen, aus unterschiedlichen Gründen. Wir akzeptieren das auf der Entbindungsstation und versuchen auch nicht, diese Mütter umzustimmen. Der überwiegende Teil der Frauen kommt zur Entbindung eher mit der Einstellung: Ich will es mal versuchen. Sie rechnen also von vornherein damit, dass es nicht klappen könnte.

Kommt es denn vor, dass eine Frau tatsächlich nicht stillen kann?

In seltenen Fällen schon, beispielsweise, wenn zu wenig Brustdrüsengewebe vorhanden ist. Der weitaus größte Teil der Mütter kann stillen.

Und damit das klappt, unterstützen Sie die jungen Mütter?

Ja natürlich. Da ziehen wir auf der Entbindungsstation alle an einem Strang, geben Tipps und Unterstützung. Viele junge Frauen möchten ihr Baby zwar eigentlich stillen, wissen aber viel zu wenig über dieses Thema. Wenn es soweit ist, stellen sie fest, dass Stillen, gerade in den ersten paar Tagen, sehr anstrengend sein kann. Je nach Temperament wollen die Kleinen alle ein bis zwei Stunden an die Brust, vor allem, wenn noch keine ausreichende Menge an Milch da ist. Wir ermuntern die Frauen durchzuhalten, weil es sich lohnt. Fragen rund ums Thema beantworte ich auch in unserem Stillcafé, wo sich alle zwei Wochen mittwochs von 9.30 bis 11.30 Uhr junge Mütter treffen.

Planen Sie besondere Aktionen zur Weltstillwoche?

Ja, die Geburtshilfe am St.-Barbara-Hospital möchte diese Woche nutzen, um das Thema in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit zu rücken. Konkret: Wir laden für den 5. Oktober ab 9.30 Uhr zu einem Elterncafé ein. Angesprochen fühlen sollen sich werdende Eltern, Stillende und durchaus auch die Großelterngeneration, denn erstaunlich häufig schüren gerade Ältere Misstrauen gegen das Stillen. Wir werden an diesem Tag viele Informationen geben und alle Fragen beantworten. Die tauchen spätestens auf, wenn die Besucher bei unserem Quiz 19 Fragen rund ums Thema Stillen beantworten sollen. Es gibt dabei übrigens schöne Preise zu gewinnen.

Das ist eine einmalige Aktion. Denken Sie auch über längerfristige Projekte nach?

Ja, wir möchten das Stillcafé auch für werdende Mütter öffnen, damit sie von den Erfahrungen der stillenden Mütter profitieren können. Und wir denken darüber nach, eine Art Vorbereitungskurs auf das Stillen anzubieten, mit theoretischer Wissensvermittlung und praktischen Übungen mit einer lebensgroßen Puppe. Ein Motto ist mir auch schon eingefallen: Stillen – yes we can!