Gladbeck. .
Gastarbeiter - über dieses wichtige Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte klärte jetzt der Vortrag des Soziologen Hasan Çil im Lesecafé der Stadtbücherei auf. Anlass der Veranstaltung war der 50. Jahrestag des gemeinsamen Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei, in dessen Folge bis 1973 rund 640.000 Gastarbeiter aus der Türkei in die Bundesrepublik kamen.
In ganz Deutschland, „sogar in Bayern“, finden aktuell Veranstaltungen zu diesem Themasatt, stellte Hasan Çil erstaunt fest. Sein Vortrag sollte vor allem aus der Sicht der Gastarbeiter der ersten Generation berichten. Wie sah die Anwerbepraxis in den 60er und frühen 70er Jahren des letzten Jahrhunderts aus? Wie fühlten sich die Menschen, die nach Deutschland kamen?
Çil hat darüber geschrieben, lässt aber die Zeitzeugen selber ihre Geschichte erzählen. Eine Reihe von Berichten von Gastarbeitern der ersten Stunde hat er gesammelt und in dem Buch „Anfänge einer Epoche“ veröffentlicht. Dazu zeigte der Soziologe noch eine eigens erstellte Fotocollage mit bisher unbekannten Fotos von der Anwerbe- und Einreiseprozedur. Aus den emotionalen Berichten der Zeitzeugen und den Fotos lässt sich ablesen, wie sich die Einwanderer damals gefühlt haben müssen und welche Hürden sie nehmen mussten.
Doch las der Autor an dem Abend nicht nur aus seinem Buch, sondern stellte sich auch den vielen, durchaus kritischen Fragen in einer offenen Diskussion. Mit dieser Veranstaltung wurde erstmals eine Kooperation zwischen dem Alevitischen Kulturverein und dem DGB erprobt. „Zum ersten, aber wohl nicht zum letzten Mal“, so DGB-Vorsitzender Roger Kreft, hätten diese beide Gruppen eine gemeinsame Aktion geplant.