Gladbeck.
Mit Riesenschritten geht es nun auf das nächste große Stadtfest zu, und die Verantwortlichen in der Stadt sehen dem Ereignis mit durchaus gemischten Gefühlen entgegen. Denn bei aller schönen und volksnahen Vergnügung hat so ein Fest ja auch seine Schattenseiten – was übrigens auch schon vor dem letzten „Gladbeck Total“ und den fatalen Folgen für Kevin bekannt war.
Dass große Menschenansammlungen und erhitzte Gemüter zu unangenehmen Entwicklungen führen können, das ist ja auch in Gladbeck nichts Neues. Schon 1908, so wird berichtet, untersagten die Stadtoberen die Appeltaten-Kirmes wegen der ausufernden Ausschreitungen, sprich Saufereien und Prügeleien.
Über 100 Jahre später weiß man jedoch, dass Verbote wenig bringen. Menschen werden nicht zu besseren Menschen, nur weil man sie an etwas hindert. Nein, im noch aufgeklärteren 21. Jahrhundert setzt man auf Aufklärung in Bezug auf Alkoholmissbrauch und auf Appelle ans Verantwortungsgefühl aller Festbesucher, nicht nur an die Eltern Minderjähriger. Doch das gab es alles auch schon bei den Stadtfesten der vergangenen Jahre.
Der tragische Vorfall vom Mai aber hat noch einmal gezeigt und die fatale Erkenntnis bestätigt: Erst wenn etwas Schlimmes passiert, werden alle richtig wach. Denn wäre der Faustschlag nicht ausgeführt worden, oder hätte Kevin nicht so schlimme Folgen davon getragen - hätte es dann ein überarbeitetes Sicherheitskonzept und mehr Sicherheitskräfte und -aktionen fürs kommende Appeltatenfest gegeben? Wohl kaum.
Und auch diese Erkenntnis wäre so klar nicht geäußert worden: „Wir müssen uns auf eine sich verändernde Gesellschaft mit zunehmender Gewaltbereitschaft einstellen.“ (Dr. Thomas Wilk)