Gladbeck. .

Bei der WAZ-Telefonaktion rund um den Hund ging es auch um echte Problemhunde. Und allem voran um die Frage, was überhaupt ist das? Woher weiß man, ob man einen Problemhund hat oder ob der Vierbeiner doch nur eine nervige Marotte hat? Die Hundetrainerinnen Gabriela Kliche und Heike Bihsa vom Tierschutzverein Gelsenkirchen wussten Antwort.

Wann ist es kritisch?

WAZ-Leserin Ulrike Küper rief an, weil ihr 12 Wochen alter Rüde Karlsson bereits aggressiv sei. Schon unterbrach Heike Bihsa: „Ein Welpe ist eher aufmüpfig. Aggression kommt in dem Alter nicht vor.“ Dennoch sind die Erfahrungen mit dem Tier für die Leserin eine Herausforderung. „Wenn er auf den Tisch springt, dann schimpfe ich und kneife kurz in den Nacken. So, wie es der Tierarzt gesagt hat.“ Heike Bihsa erklärte sofort: „Bitte nicht. Es wird oft gesagt, man soll den Hund im Nacken packen und schütteln oder kneifen. Die Mutter täte das auch. Das stimmt nicht. Die Mutter ist ganz vorsichtig mit den Welpen. In den Nacken packen und schütteln, das drückt unter Hunden eine Tötungsabsicht aus. Das kann ein Tier traumatisieren. Und es kann das Vertrauen des Hundes völlig zerstören.“ Ihr Rat an Ulrike Küper war eindeutig: „Sie sollten sich eine gute Welpengruppe suchen. Und das Verhalten Ihres Hundes ist keine Aggression, sondern rüpelhaftes Verhalten.“

Leinenaggression

Roswitha Blosnki hat ein Problem mit Hund Carlos. Beide haben bereits einen langen Leidensweg zurück gelegt, haben mehrere Hundetrainer und Hundeschulen ausprobiert. Ohne Erfolg. „Wenn Carlos an der Leine ist und ein großer Hund kommt, dann dreht er durch.“ Die Diagnose war schnell gestellt. „Leinenaggression“, sagte Gabriela Kliche. Doch warum? „Das hat mit ihnen als Besitzer zu tun. Ihre Unsicherheit überträgt sich auf den Hund.“ Doch dann kristallisierte sich ein Problem heraus, das in der Welpenschule entstand. „Da wurde Carlos an den Zaun gebunden. Weil er so wild war.“ Gabriela Kliche zeigte sich empört. „Der Hund hat schlechte Erfahrungen gemacht. Das ist jetzt die Folge.“ Und es kam noch schlimmer, berichtete Roswita Blonski. „Ich musste in einer Hundeschule sogar ein Stachelhalsband mitbringen. Da hatte der Hund sofort eine Kehlkopfprellung.“ – „Na ,die Hundeschule vergessen Sie mal“, so Kliche, die riet: „Man bekommt das raus. Aber es ist ein langer Trainingsweg.“

Bissiger Hund

Der Verzweiflung nahe war Marlies Rottenfußer. Ihr Westie Joschie ist ein echter Problemhund, findet sie. „Es darf kein Tier im Fernsehen zu sehen sein. Er knurrt sofort. Wenn er krank ist und ich muss ihn behandeln, das schaffe ich nur mit einem Maulkorb. Schon zwei Mal hat er jemanden gebissen. Ich gehe mit unserem Hund gar nicht mehr auf Menschen zu, weil er immer böse reagieren kann“, schilderte die ratlose Hundehalterin.

„Bei Ihrem Hund fehlt die Sozialisierung“, wusste Gabriela Kliche. Doch Marlies Rottenfußer weiß sich nicht mehr zu helfen. „Wenn man das im Fernsehen sieht mit dem Rütter, da ist immer alles schnell super.“ Schmunzeln bei den Hundetrainerinnen. „Aber der Rütter braucht auch seine Zeit. Nur sollten Sie dringend handeln. Irgendwann beißt der Hund mal richtig zu“, so Kliche, die in diesem Fall dringend zu Einzelunterricht riet und erklärte, dass der gar nicht so teuer sein muss.