Gladbeck. .

Der Goldpreis steigt und steigt und steigt. Doch wie viel Geld lässt sich wirklich mit den alten Klunkern von Oma und Tante machen? Die WAZ machte den Test und ließ ein paar goldene Schätzchen schätzen.

Vier Teile sind es: Zwei Goldketten und zwei Ringe. Ein Schild mit der Aufschrift „Goldankauf – Wir bieten Höchstpreise“ lockt. Also: Rein in den kleinen Laden ohne Namen, kurz das Anliegen vorgestellt und schon kann es losgehen. Es folgen viele Fragen: „Wo ist das Gold her? Ist das 333er Karat?“ Ich habe keine Ahnung, der vorliegende Schmuck ist nicht eindeutig gestempelt. Mehr Klarheit soll ein Säure-Schnelltest auf einem Stein bringen, der auf einer Bildzeitung liegt. Eine vertrauensvolle Atmosphäre sieht anders aus.

Dann geht es ganz schnell, für die Käuferin ist alles klar: 120 Euro für 24 Gramm Gold würde sie geben. Die Anzahl der Schmuckstücke spiele keine Rolle, Grammzahl und Legierung seien ausschlaggebend. Eigentlich sei der Schmuck nur 110 Euro wert, aber wegen der vier Teile gäbe es einen Bonus von 10 Euro.

Der Preis orientiert sich am Gold-Tagespreis, wird erklärt. Der kann schnell sinken - aber auch noch ansteigen. Morgen könne der Kurs auch schon niedriger sein. Trotzdem: Wir belassen es hier beim Test.

Und fragen anderswo noch einmal genauer nach, wie das Geschäft mit dem Goldver- und -ankauf zurzeit überhaupt läuft. Seit Jahren steigt es kontinuierlich an, und „seit zwei Jahren ist das wirklich extrem“, weiß Arif Uzdemir, Chef von Juwelier Sedef. „In dieser Zeit gab es eine Wertsteigerung von 40 Prozent“, berichtet er. Und entsprechend mehr Kunden, die Gold verkaufen wollen. „Es kommen Menschen, mit allem, was aus Edelmetallen ist.“ Auch Münzsammler sind dabei, und ja, auch Zahngold findet den Weg zum Juwelier.

Zurück zum eigenen Goldverkauf: Wir fragen nach bei Georg Hahne (Juwelier Hahne), ob das Angebot von 120 Euro für die zwei Ketten und Ringe in Ordnung ist. Und erleben eine Überraschung: Beim bloßen Blick auf die Schmuckstücke weiß der Fachmann schon: „Das ist zu wenig. Der Schmuck ist deutlich, wirklich deutlich mehr wert als die genannte Summe“, so Hahne. Die Kette habe eine Legierung von 585 Karat, das heißt von 1000 Teilen sind 585 Gold. Hahne: „Wir schauen uns an, welche Legierung das Stück hat und danach wird entschieden, wie viel es wert ist.“ Er rät potenziellen Verkäufern, ihre Stücke dort anzubieten, wo sie auch einkaufen würden. Und was viele Goldverkäufer, denen der Schmuck einfach nicht gefällt, nicht wissen: „Es muss gar nicht immer alles eingeschmolzen werden“, sagt Hahne. „Man kann den Schmuck auch neu gestalten lassen.“