Gladbeck. .
Seit Monaten ist über die Zukunft der GWG in der Politik und im Aufsichtsrat diskutiert und verhandelt worden, und nun steht fest: Die Gladbecker Wohnungsgesellschaft wird einen Teil ihres Wohnungsbestands (10 - 15 Prozent) verkaufen, um den übrigen Immobilienbestand langfristig erhalten und sichern zu können. Diese Entscheidung traf (wie kurz berichtet) der Aufsichtsrat am Mittwoch. Geplant sei, rund 260 Wohnungen der insgesamt 2000 zu veräußern, erläutert Geschäftsführer Dirk Miklikowski im WAZ-Gespräch. Dass diese Zahl höher ist als im Vorfeld (172) genannt, habe mit den von der Politik empfohlenen Vorgaben zu tun. Verkauft werden soll danach eher minderwertiger Wohnungsbestand, was den Verkaufserlös natürlich mindern werde, so Miklikowski. Die weiteren Einschränkungen - Gladbecker Investoren zu berücksichtigen und möglichst umfassenden Mieterschutz zu gewährleisten - machen das Vorhaben auch nicht einfacher.
Dennoch ist der mit der GWG-Geschäftsführung beauftragte Immobilienfachmann und Chef der Essener Allbau GmbH zuversichtlich, dass sich die Wohnungen veräußern lassen. „Es ist nicht hoffnungslos. Der Immobilienmarkt hat sich nach Ende der Finanzkrise erholt, Investoren sind wieder bereit, in Vermögenswerte zu investieren ohne exorbitante Renditen zu erwarten.“ Wohnungsverkäufe seien für Wohnungsgesellschaften im übrigen nicht ungewöhnlich, sondern normales Geschäft. Die Essener Allbau verkaufe jedes Jahr rund 200 Wohnungen. Ebenso seien ja bei der GWG immer mal Wohnungen verkauft worden, z.B. die Brunnenstraße.
Dass GWG-Mieter angesichts dieser Nachrichten beunruhigt seien, kann er indes nachvollziehen. „Leider müssen sie so unpopuläre Maßnahmen hinnehmen.“ Die Verantwortung dafür liege in der unrühmlichen GWG-Vergangenheit: Mangelnde unternehmerische Tätigkeit, Setzen falscher Impulse und zusätzliche Belastungen durch den Kauf städtischer Wohnungen und Erbbaurechten Ende der 90er.
Miklikowski macht aber auch klar, dass der Wohnungsverkauf allein die GWG nicht aus den roten Zahlen heraus holen wird. „Das ist eine unterstützende Maßnahme im Rahmen der Konsolidierung, damit die GWG zu einer stabileren Ertragslage kommt“, erläutert er. Um den Instandhaltungsstau komplett zu beseitigen, wären Verkäufe in größerem Maße nötig. Daher könnten vorerst auch keine größeren Sanierungsmaßnahmen wie zuletzt an der Stargarder Straße getätigt werden.
Politik mischt mit
Dass die Gladbecker Politik wie stets ein Wort bei der GWG mitredet, ist für den erfahrenen Immobilienfachmann ungewöhnlich, das „kann ich aber akzeptieren“, formuliert Miklikowski diplomatisch. Vor dem Hintergrund der Vergangenheit sei das Interesse und der Wunsch nach Beteiligung verständlich. „Es gab noch nie so viel Transparenz und Gespräche über die GWG.“ Auf Dauer aber müsse sich das in den nächsten Jahren, wenn Strukturen verändert sind und Strategien greifen, ändern.